Читать книгу Schneeflöckchen Weißröckchen - K. Spitschka - Страница 9
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„Die Besprechung war sehr aufschlussreich, nicht wahr?“ Irmi sah mich grinsend an und spielte mit einer pinkfarbenen Perlenkette, die sie mindestens dreimal um den Hals gewickelt hatte. „Wenn du damit die sich ständig ändernden Gebührentabellen meinst …“ „Aber Lisalein, hast du nicht bemerkt, dass der Haunschild unterm Tisch mit der Meier gefüßelt hat?“ „Du immer mit deinen Verdächtigungen! Die Meier heiratet!“ „Die heiratet?“ „Ja! Die ganze Abteilung weiß, dass das Brautkleid rot sein wird und nicht weiß!“ „Rot und nicht weiß?“ „Ja! Rot!“ „Wie kommt das denn?“ „Irmi! Nerv mich nicht! Rot ist derzeit heiratstechnisch mega! Ich würde in einem roten Smoking heiraten!“ „In einem Smoking?“ „Kannst du bitte aufhören, dich wie ein Papagei zu benehmen?“ Ich packte die Frau an den Schultern und drehte sie Richtung Kantine. „Tu mir einen Gefallen und trink ein schönes Käffchen. Iss dazu eines deiner geliebten Nougathörnchen; das macht dich wieder locker. Dabei kannst du dir überlegen, ob du mit mir am Donnerstagabend nach Ottersberg fahren möchtest.“ „Nach Ottersberg?“ „Yes! Coole Disco! Ich fahre, du kannst was trinken!“ „Wieso? Ich trink doch nie was!“ „Schwirr endlich ab, bevor ich mich vergesse!“
Da kam die Werner um die Ecke. „Ach wie praktisch! Frau Bäumel, Lisa, kann ich sie mal kurz sprechen?“ Irmi machte einen Abgang. „Ja. Klar.“ „Dürfte ich ihnen am Montag zwei Auszubildende anvertrauen? Frau Meier nimmt sich wegen ihrer Hochzeitsvorbereitungen nächste Woche frei und da dachte ich, …“ „Null Problemo! Allerdings würde ich mich den beiden gerne am Freitag vorstellen. Es ist einfacher für Montag was vorzubereiten, wenn ich mir vorher einen Eindruck von den Herrschaften machen konnte“. „Das tun wir sofort!“, strahlte die Werner. Sie rief Irmi hinterher, sie möge die Mädchen holen gehen. Es wunderte mich, dass aus Irmis Mund nicht „… die Mädchen?“ blubberte, aber sie guckte so doof, als könnte sie nicht bis drei zählen. Kurz darauf kam Irmi Windisch mit zwei Mädchen an, von denen eine so viel Blech im Gesicht hatte, dass es einem graute. „Guten Morgen. Ich heiße Lisa Bäumel. Sie sind in den nächsten zwei Wochen bei mir. Wir werden uns gemeinsam um die Post kümmern. Ich bin hier eine der Sekretärinnen hinter den Kulissen, sozusagen. Wie heißen sie?“, fragte ich so charmant wie nur möglich.
Claudia Schäfer. Sie wurde feuerrot, wenn man ihr in die Augen sah. Niedlich! Zierlich, dunkelhaarig, wirkte äußerst sympathisch.
Alena Gerl sah mich herausfordernd an. Sie hatte mehrere Piercings im Gesicht und an beiden Ohren mindestens 30 kleine Ringe. Sie war bildhübsch!
„Gut! Ich würde gerne mit ihnen einen Kaffee trinken gehen. Gehen sie bitte schon mal vor in die Kantine. Ich komme sofort nach!“ Die Mädchen machten sich auf den Weg. „Im Laden kann die junge Dame mit dem vielen Schmuck aber nicht arbeiten! Stellen sie sich mal die entsetzten Gesichter unserer Kunden vor, wenn sie von so jemanden beraten werden würden. Nein das geht gar nicht! Mit dem Kind sollten sie reden! Sie sind jung, schön und haben Geschmack! Vielleicht können sie auf das Mädchen Einfluss nehmen, sonst sehe ich für sie in unserem Geschäft keine Zukunft. Machen sie ihr das unmissverständlich klar! Ich werde in der Personalabteilung anklingen lassen, dass man bei der Einstellung auch auf das Äußere der Personen zu achten hat! Das sollten die eigentlich wissen! Muss ich mich jetzt auch noch darum kümmern? Na! Wie gesagt! Sie machen das schon! Die beiden Fräuleins sind bestimmt von ihnen beeindruckt!“, streichelte die Werner mein Ego.
„Oder auch nicht! Jedenfalls bedanke ich mich für das Kompliment. Ich muss jetzt los, sonst kann ich mir die Arbeit heute mit nach Hause nehmen. Was macht ihr Zahn?“ „Eine Wurzelbehandlung! Der Arzt hat die Wurzel gekappt, Schmerztabletten verschrieben und mich heim geschickt. Das war’s. Lassen sie sich nicht aufhalten.“
Nach dem Kaffee mit den Kids saß ich an meinem Computer und checkte die mails. Irmi bestätigte unser date am Donnerstag! Jack schrieb: „Naaaa Süße? Hast du dich wieder im Griff? Heute Sundowner bei mir auf Balkonien? Thema: Urlaub! Tunesien oder Marokko? Tendiere zu Tunesien! Auf dem Cover des Reisekataloges ist ein leckeres, braungebranntes, knackiges Ding in einer klitzekleinen roten Badehose abgebildet!“ Meine Antwort: „Campari Orange! 18Uhr!“
Ich legte einen Zahn zu! Bearbeitete Posteingänge, führte Kundengespräche und beruhigte zwei aufgebrachte Teilnehmer in meinem bescheidenen Reich. Angeblich hatte man ihnen Rechnungen zu hoch ausgestellt. Tz!
Danach öffnete ich das Fenster und stand plötzlich mit meinen schweineteuren Schühchen in Blumenerde! Ich wollte gerade wie das HB Männchen in die Luft gehen, als Irmi ohne anzuklopfen mein Büro betrat. Sie ließ einen Schrei los, lief wieder hinaus und kam mit Schaufel und Besen zurück. „Was hast du denn jetzt wieder angestellt?“, rief sie und fing an zu fegen. „Dieser Scheiß Blumentopf ist schon wieder umgefallen! Der fliegt jetzt endgültig raus!“ „Na hör mal! Den Topf hat dir Mick geschenkt! Ich habe noch nie von einem Mann einen Blumentopf bekommen! Du bist so undankbar! Übrigens hat die Meier eindeutig was mit dem Haunschild. Eben ist er aus ihrem Büro gekommen und hat …“ „Halt die Klappe! Danke für die Rettung! Ohne dich wäre ich aufgeschmissen!“ Ich schob sie aus meinem Büro. „Schön dass du am Donnerstag mitkommst. Wir besprechen morgen die Details, okay?“ Ich machte die Tür hinter ihr zu.
„Ha, ha, ha, ha, du fährst mit Irmi nach Ottersberg?“ Jackson trug ein bauchfreies, blaues T-Shirt mit Batikmuster. Blaue Haare, blaue Zehen- und Fingernägel. Pinkfarbene Kreolen. Pinkfarbene Shorts, in denen vom rechten Fußknöchel aufwärts, das Bein entlang eine tätowierte, bunte Rosenranke verschwand, aus dem Hosenbund hervor unter ihr T-Shirt kroch. „Na, wenn du sie mit einem Lolli in die Ecke hockst, hast du Ruhe und freie Hand! Ha, ha, ha!“ „Du bist so böse! Dich hätte ich gar nicht erst gefragt! Du sagst doch immer: ‚zweimal gehe ich da aber nicht hin‘ äffte ich. „Aber Süße! Ich dachte mir gleich, dass du nochmal nach der Knusperschnitte gucken willst … Derweil ich einen Blick auf Monas bombastische Titten werfe! Ich komme selbstverständlich mit!“
Als wir mit einem Drink in der Hand in Korbstühlen saßen und die Beine übers Balkongeländer baumeln ließen, fragte Jack: „Wolltest du es eigentlich schon mal mit einer Frau machen?“ „Nö, nicht mal besoffen!“
Meine Freundin machte schmatzende Geräusche! „Ich möchte schon gerne wissen wie das ist bevor ich alt und runzelig bin!“ „Wollten wir nicht über den Urlaub sprechen?“ „Gut! Im Grunde habe ich das bereits entschieden. Wir fliegen nach Tunesien!“ Sie sah mich mit verdrehten Augen an und miaute! „Mir ist das Ziel einerlei. Hauptsache es geht in die Sonne. Zeig‘ mal den Katalog …“ Es klingelte. „Heilige Scheiße! Den habe ich total vergessen!“ „Wie meinen?“ fragte ich. Jackson lief zur Tür. „Lisa, sorry, aber kannst du bitte gehen? Nimm‘ den Katalog mit. Ich hab‘ den Fernsehmechaniker bestellt!“ Sie zwinkerte mir zu und öffnete die Tür. Da stand ein Muskelmann mit Glatze und tätowierten Armen!
„Was ist denn mit deiner Glotze?“, fragte ich erstaunt.
Jack nahm mich vor den Augen dieses Bodybuilders in den Arm, fasste unter meine Bluse und leckte über meine Lippen. Dem Mann fielen die Augen aus dem Gesicht!