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2.1 Bevölkerungsrepräsentative Prävalenzschätzungen der Glücksspielstörung

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Unter den veröffentlichten Metaanalysen überzeugt insbesondere die Arbeit der Autoren Lorains, Cowlishaw und Thomas (2011), die in ihrer Auswertung elf internationale epidemiologische Studien einschlossen. Erwähnenswert ist, dass die Einschlusskriterien für die berücksichtigten Studien vergleichsweise streng ausfielen, sodass nur methodisch hochwertige Erhebungen einflossen. Die 12-Monats-Prävalenzen lassen sich auf 0,1 bis 2,7 % beziffern, die Lebenszeit-Prävalenz auf 0,4 bis 4,2 %.

Auch in Deutschland wurden und werden mehrere epidemiologische Studien durchgeführt. Besonders die PAGE-Studie (Meyer et al. 2011; Meyer et al. 2015) stellt eine wichtige Erkenntnisquelle dar. Ein wesentliches Qualitätsmerkmal der PAGE-Studie ist in ihrer Methodik zu sehen. So wurde eine Stichprobe von mehr als 14.000 Personen im Alter zwischen 14 und 64 Jahren nicht nur über einen Stratifizierungsplan erhoben, sondern auch eine Kombination in der Rekrutierung sowohl über die Kontaktaufnahme über Festnetzanschluss und den Mobilfunkanschluss durchgeführt. Als Instrument zur Bestimmung der Lebenszeit- und der 12-Monats-Prävalenz wurde das klinische Interview CIDI-Gambling ( Kap. 8) eingesetzt. Es wurde eine Lebenszeitprävalenz von 1,0 % ermittelt. Weitere 1,4 % erfüllten zumindest einige Kriterien der Störung, ohne jedoch den klinischen Grenzwert zu überschreiten. Eine gesonderte Betrachtung nur der Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren zeigte deutlich höhere Prävalenzraten von 1,5 % Betroffenen und 1,1 % problematisch Spielenden. Ein jüngeres Lebensalter scheint somit ein Risikofaktor für die Glücksspielstörung darzustellen.

Nur bezogen auf die vergangenen 12-Monate ergaben sich erwartungsgemäß geringere Raten von 0,35 % Betroffenen und weiteren 0,31 %, die drei bis vier der Kriterien erfüllten. Darüber hinaus erwies sich, dass männliches Geschlecht, ein niedriger Bildungsstatus, Arbeitslosigkeit, sowie Migrationshintergrund als Risikomerkmale für ein pathologisches Spielverhalten anzusehen sind. Ähnlich wie in vorangegangenen Studien konnte nachgewiesen werden, dass insbesondere die Nutzung von Geldspielautomaten sowie von internetbasierten Glücksspielangeboten das Risiko für ein pathologisches Nutzungsverhalten erhöhten.

Ebenfalls aufschlussreiche Daten lassen sich aus den regelmäßig durchgeführten Studien der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung (BZgA) herauslesen. Tabelle 2.1 gibt die wesentlichsten Erkenntnisse dieser im Zweijahres-Turnus durchgeführten bevölkerungsrepräsentativen Erhebungen wieder.

Tab. 2.1: Zentrale Ergebnisse der BZgA-Erhebungen seit 2008


ErhebungsjahrStichprobePrävalenzdemografische Risikomarker

Anmerkungen: Dargestellt ist die 12-Monats-Prävalenz; die Prozentzahlen in Klammern stellen Fälle problematischen Glücksspielens dar (3 bis 4 erfüllte DSM-Kriterien)

Anzumerken ist, dass bei allen von der BZgA durchgeführten Studien der South-Oaks-Gambling-Screen (SOGS; Lesieur und Blume 1987; bzw. in den Erhebungen von 2016 und 2018 ergänzend der SOGS-RA für Jugendliche; Winters und Stinchfield 1993) zur Klassifikation des Glücksspielverhaltens eingesetzt wurde. Der SOGS ist ein zwar international sehr verbreitetes Verfahren, dies ändert jedoch nichts daran, dass wiederholt Kritik an seiner klassifikatorischen Güte geäußert wurde (Abbott und Volberg 1992; Dickerson 1993). Auch konnte gezeigt werden, dass das Instrument eine für verschiedene Bevölkerungsgruppen unterschiedliche Item-Schwierigkeit aufweist und eine Anpassung der Items zu teils unterschiedlichen Antwortmustern führt (Ladouceur et al. 2000). Vor dem Hintergrund dieser Befunde sollte man sich also vergegenwärtigen, dass über den Selbstbericht erhobene Daten immer eine gewisse Fehlervarianz mitbringen.

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