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Widmann (1842–1911) – kein Leben, das nicht zuvor vergiftet

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Zunächst unterirdisch existierende und vom Autor anthropomorph dargestellte Maikäfer warten im Drama „Maikäfer-Komödie“ auf ihren Aufstieg auf die Erde. Die Erde ist der Maikäferhimmel, dessen Grausamkeit Widmann beredt schildert, wobei es sich um nichts anderes als eine – im besten Wortsinne – larvierte Darstellung menschlicher Daseinsbedingungen handelt. Gott, der „König aller Könige“, richtete die Welt derart unsinnig ein („Uns zeugt, ein Geist des Unsinns“, befindet der Maikäfer-König{56}), dass die Maikäfer ihm ein Armutszeugnis ausstellen und ihn bemitleiden. Bedeutsam für unseren Kontext ist der Gottesvorwurf, kein unvergiftetes Leben zu schenken. Via Dizee-Transformation richtet sich dieser Vorwurf freilich gegen alle Eltern, die ja unbestreitbar mit dem Keim des Todes vergiftetes Leben schenken:

„KÖNIG.

Komm, laß uns beten für den armen Gott, / Der das Gefäß der Welt, das schön er schuf, / Mit Duft und Lieblichkeit nicht konnte füllen.

Betend.

Du armer König aller Könige, / Der du den Lebensstoff der Welt verwaltest, / Doch kärglich, weil er nicht für alle reicht / Und doch dein Ehrgeiz grenzenlos im Zeugen, / Der du darum ihn spärlich spendest nur, / Kein Leben schenkst, das nicht zuvor vergiftet / Du mit dem Keim des Todes, – armer Gott! / Du selbst vielleicht träumst nur als schweren Traum / Die Welt und liegst in Banden, die dich fesseln, – / Ich bleibe doch dir gut, ich danke dir. / Du gabst mir dieses Leibes kleine Hütte, / Aus der du jetzt mich wieder rauh vertreibst. / Sei's! – Ich verzeihe dir die Welt“ (Maikäfer-Komödie, A.a.o., S. 210f)

Antinatalismus, larvierter

Antinatalismus

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