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Otto Julius Bierbaum (1865–1910) – Gott ist nicht!
ОглавлениеIn seinem Roman „Stilpe“ demonstriert auch Bierbaum wie auf die Diabolisierung Gottes die Leugnung seiner Existenz folgen kann und den sich fortpflanzenden Menschen als Alleinverantwortlichen für die Kontinuität des Übels in der Welt zurücklässt:
„Ich bin ein Mensch, und, hat mich Gott gemacht, / So soll er einstehn auch für das Gemachte [Zeugungskriminalität] / Und soll nicht Sünde heißen, was ich thu, / […] / Und wenn ihr Sünde sagt, so sündigt Gott. / Nein, nein und nein, ihr kennt ihn nicht, den Gott, / Von dem ihr sprecht; er ist kein lieber Gott: / Ein böser Gott! – Ach Gott, er ist ja nicht!“ (Bierbaum,Stilpe. Ein Roman aus der Froschperspektive, S. 99f)
Am Ende dieser schematischen Darstellung legt Bierbaum folgende Schlussfolgerung nahe, ohne sie explizit zu machen: Menschen werden hervorgebracht. Für das Böse, das sie tun oder erleiden, muss – unter religiösen Vorzeichen und nach dem Scheitern der Theodizee – ein böser Gott verantwortlich sein. Existiert indes kein Gott, so liegt der Rechtfertigungszwang bei den sich fortpflanzenden Eltern, die unmoralisch handeln, wenn sie ihre Anthropodizeepflicht zwar kennen, ihr aber nicht nachgekommen sind.