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Dohmsches Gesetz
ОглавлениеDie in der Mutterschaft aufgewendeten Energien werden regelmäßig von der Widerständigkeit{58} des Daseins absorbiert, das Kind bleibt hinter den Erwartungen zurück, die Hoffnung auf ein neues Leben im Zeichen des tendenziell nestflüchtenden Kindes erweist sich als trügerisch. Spätestens dann, wenn die Mutter auf sich gestellt zurückbleibt, nachdem das Kind an der Härte des Realen erwachsen geworden ist, in das die Mutter es hineingebar. In ihrer Schrift „Die Mütter“ notiert Hedwig Dohm (1831–1919):
„Immerdar ist die Mutterschaft von Illusion und Hoffnung begleitet. Die Antizipation künftigen Glücks ist eins ihrer Elemente. Immer hofft und wartet die Mutter auf etwas, das noch nicht da ist, auf ein Morgen, das noch schöner sein wird als das Heute. Bei dem Säugling denkt sie, wie wundervoll wird es sein, wenn mein Kindchen erst gehen kann und Mama sagen... [...] Und während sie immer noch hofft und wartet, entgleitet ihr schon unmerklich der Sohn oder die Tochter, und der goldenen Ton der Hoffnung wird zum Grau der Resignation.“ (Hedwig Dohm, Die Mütter, S. 113) „Zieht eine Greisin das Fazit der Mutterschaft, so wird sie in den meisten Fällen zugeben, dass dabei der Sorgen und Bitternisse mehr waren, als der Freuden. [...] Arme Mutter, deine ganze Seele hat du auf das Kind konzentriert. Du hast keine Zukunft jenseits des Kindes. Des Kindes Zukunft aber liegt jenseits der Mutter.“ (Dohm, Die Mütter, S. 114)
Zum Dohmschen Gesetz findet sich bei Gutzkow: „Was haben Eltern von ihren Kindern, ... wenn diese selbstständig geworden! Jedes Band ist da wie abgeschnitten! Der flügge Vogel ist aus dem Neste und denkt nicht mehr daran, zu den trauernden Alten zurückzukehren.“ (Gutzkow, Die Ritter vom Geiste, S. 2248)
Kleindemiurgen