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James Thomson (1834–1882)
ОглавлениеThomson gehört zum Kreis jener Dichter und Denker, die an keinen Gott mehr glauben, den Menschenschaffungsvorwurf aber gleichwohl noch an die überwundene göttliche Instanz richten, die nur mehr eine mythopoetische Hülle mit der Schutzfunktion ist, die Elternschuld nicht aussprechen zu müssen. In „The City of Dreadful Night“ (achtes Gedicht) bedient sich der Atheist Thomson (willkürlich oder unwillkürlich) einer imaginativen Personifizierung an sich gleichgültiger Naturvorgänge, womit ein Übergang vom naturwissenschaftlich informierten Determinismus zum weltanschaulichen Fatalismus stattfindet. Eben dieser Fatalismus verschleiert den Umstand, dass allein Menschen „Schöpfer“ von Menschen sind. Die Elternschuld kaschierend, bemüht Thomson dichterisch einen intellektuell längst zurückgelassenen Gott:
„The vilest thing must be less vile than Thou / From whom it had its being, God and Lord! / Creator of all woe and sin! abhorred / Malignant and implacable! I vow / That not for all Thy power furled and unfurled, For all the temples to Thy glory built, / Would I assume the ignominious guilt / Of having made such men in such a world.
As if a Being, God or Fiend, could reign, / At once so wicked, foolish and insane, / As to produce men when He might refrain!
The world rolls round for ever like a mill; / It grinds out death and life and good and ill. / It has no purpose, heart or mind or will.“(The City of Dreadful Night: https://en.wikiquote.org/wiki/James_Thomson_(B.V.))
In diesen Zeilen wird das Gottestabu gebrochen, um nicht an das Elterntabu rühren zu müssen. Befreit man die Strophen von ihrer mythologischen Larvierung, gebühren auch obige Vorwürfe den sich fortzeugenden – anthropodizeepflichtigen – Eltern.