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2.Materiale Aspekte der Literaturproduktion
ОглавлениеFür die historische Nachfrage nach der Entstehung der alttestamentlichen Schriften ist es nötig, sich ein Bild von den Möglichkeiten und Bedingungen der Buch- und Literaturproduktion zu verschaffen (vgl. Schmid/Schröter 2019, 80–100). Quellen dazu sind Nachrichten aus dem Alten Testament (vgl. etwa Ezechiel 1–3; Jeremia 36), weiter die epigraphischen Funde aus alttestamentlicher Zeit und schließlich, besonders prominent, die Schriftrollen aus Qumran (vgl. Stegemann 91999; Tov 2004; Ulrich 2010). Bei aller Vorsicht, die man aufgrund des Fehlens zeitgenössischer alttestamentlicher Textfunde walten lassen muss, lässt sich doch so viel erkennen (Welten 1981; Schmid 1996a, 35–43; Schmid 2006a): Die geläufige Form des Buches war die Rolle (vgl. Jes 34,4; der im Rücken gebundene Kodex kam spätestens im 4. Jahrhundert n. Chr. auf). Geschrieben wurde auf Papyrus oder Leder; Papyrus war billiger und wurde dementsprechend wohl häufiger verwendet. Für längere Texte – das Buch Jesaja füllt in Qumran eine Rolle von 8 Metern Länge – kam aber nur Leder in Frage, da Papyrus sich aufgrund seiner Brüchigkeit nur beschränkt rollen lässt. Rein technisch gesehen sind noch wesentlich umfangreichere Rollen möglich, die in Einzelfällen sogar 25 Meter lang gewesen sein mögen (Tov 2004, 74–79; Schmid 2006a). Die Rollen waren zusammengenäht aus Einzelblättern, die zur Beschriftung in Kolumnen aufgeteilt wurden (vgl. Jer 36,23). Bei der Lektüre musste nur die jeweils aktuelle Kolumne sichtbar gemacht werden, der vorlaufende und nachfolgende Kontext konnte zusammengerollt bleiben.
Der Text steht in den Qumranfunden nicht in scriptio continua, sondern kennt Wortabstände; hinzu kommen Gliederungsmerkmale wie größere Spatien in den Zeilen, Einrückungen am Beginn einer neuen Zeile, freies Zeilenende und Leerzeilen, die den Text nach Sinneinheiten strukturieren (Steck 1998; Korpel/Oesch 2000).