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a) Der Mensch – eine erinnerungsbestimmte Existenz

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An der existentiellen Frage »Wer bin ich?« kann ich ablesen, daß mir meine Existenz fraglich ist. Ich muß meine Geschichte abschreiten und herausfinden, wie ich zu dem geworden bin, der ich heute bin. Ich muß die Menschen um mich herum, die mein Leben kennen, bitten, ob sie mir sagen können, wie und wer ich einmal war und wie ich zu dem wurde, der ich nun heute bin.

Dieses Gedächtnis ist keineswegs ein von anderen Menschen isoliertes Nachgrübeln, sondern eine gemeinschaftliche Aufgabe. Wer ich bin, können mir immer nur die anderen sagen. Die existentielle Frage nach meinem Woher ist eine Frage, die sich auch andere stellen, die zu mir gehören oder zu denen ich gehöre. Die existentielle Frage nach dem »Wer bin ich?« fragt ja einschlußweise auch danach, wer zu mir gehört und zu wem ich gehöre. Alle wollen wir voneinander wissen, wer wir sind, welche Gemeinsamkeiten wir haben und zu welcher Zukunft jeder von uns und wir alle zusammen berufen sind.

Aus dem Interesse, welche gemeinsame Zukunft wir haben, d.h. wer wir in Zukunft sein werden, lernen wir, daß unser Fragen nach uns selbst nicht nur nach rückwärts gewandt ist, sondern sich auch nach vorwärts richtet in die Zukunft. Und wieder ruft jeder von uns dem anderen zu: Wer kann mir sagen, wer ich sein werde: morgen, übermorgen, in alle Ewigkeit.

Bei diesen Fragen dulden wir keinen Aufschub der Antwort. Denn heute müssen wir leben, heute müssen wir wissen, wer wir sind, weil wir heute die sein müssen, die wir tatsächlich sind. Heute quält uns oft Belastendes der Vergangenheit und belastet uns Hoffnungslosigkeit der Zukunft.

Kurzum, der Mensch zeigt in der existentiellen Frage »Wer bin ich«, mit der er sich gedenkend und suchend in die Vergangenheit und Zukunft wendet, um seine Gegenwart zu bewältigen, seine anamnetische, zu deutsch: gedächtnisorientierte Existenz.

Mysterium fidei

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