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ОглавлениеBevor Aimé Bonplands Vater ihn nach La Rochelle und zu seinen Pflichten zurückholte, meldete dieser sich, den Kopf von Defontaines Beschreibungen erfüllt, als Freiwilliger zu der wissenschaftlichen Expedition unter Führung von Nicolas Baudin. Dieser hatte zwar einen heldenhaften Charakter, aber er dachte auch an sich selbst; er fuhr zur See, und er hatte im Unabhängigkeitskrieg für die Vereinigten Staaten gekämpft. Er sollte mit einer beachtlichen Reihe von Wissenschaftlern zu dem gerade erst entdeckten Australien segeln. Die Reise würde für das Ansehen der Revolution werben, aber seine Interessen waren kommerzieller Natur.
Baudin hatte gelernt, wie man Tiere und Pflanzen an Bord seiner Schiffe am Leben erhalten konnte.
Während die Reise immer weiter aufgeschoben wurde, widmete sich Aimé Bonpland der Vervollkommnung der Methoden zur Aufbewahrung botanisierter Pflanzen.
Im Ministerium lernte er Baudin kennen. Nachdem der Kapitän durch Loblieder milde gestimmt worden war, geruhte er zu erläutern, wie es ihm gelang, Pflanzen drei Monate auf dem Schiff überleben zu lassen: die richtigen Gefäße für die Reise übers Meer, Ölhäute, um sie zuzudecken. Sogar die Art, sie zu beschneiden war anders.
Aimé Bonpland lernte die exotischen Gewächse kennen, die eine jede Expedition in die Treibhäuser brachte. Er begriff die Eigenarten des Wachstums dieser Pflanzen. Er fand Gefallen an ihren Blüten. Sie waren Boten der weiten Welt.
Noch bevor er das dreißigste Lebensjahr vollendet hatte, durfte man ihn einen Weisen nennen.
„Ein Wissenschaftler“, sagte Jussieu ihm, „muss seine kindlichen Neigungen bewahren.“
Woche für Woche sollte Aimé Bonpland Bescheid erhalten, wann Baudins Expedition aufbrechen würde, und die Auskunft war stets dieselbe. In den Briefen an seine Familie erfand er Ausreden, warum er nicht nach La Rochelle zurückkam.
In seinem Zimmer lag er auf dem Bett, die Arme im Nacken gekreuzt, und beobachtete die schwerfällige Gangart und die Sprünge der kleinen Spinnen, die sich von Fliegen ernährten.
Er suchte Zerstreuung in dem Buch von Desfontaines, das er abwechselnd mit Gedichten von Chateaubriand las. Weil er es so klangvoll und dramatisch fand, lernte er auswendig: „Dans les airs frémissants j’entends le long murmure de la cloche du soir qui tinte avec lenteur…“
Dieser Augenblick, in dem man die Abendglocke läuten hört, erfüllte ihn mit Schmerz, Wollust und Angst.
Er schaute auf die Uhr. Er stand auf. Es war Zeit, sich mit den Pflanzen zu beschäftigen. Er würde arbeiten, bis ihm die Augen zufielen und er das Bewusstsein verlor.
Aber er war dabei nicht immer glücklich.
Die Tochter des Hoteliers, die nur zwei Bücher gelesen hatte, liebte ihn. Sie schrieb ihrer Freundin in La Rochelle: „…du hast ihn doch in der Kindheit gut gekannt, du musst wissen, dass er noch viel von einem Kind hat, er schaut so versonnen drein, und wenn er durch den Flur geht und mir zerstreut einen guten Tag wünscht, treffen meine Augen auf die seinen, die wunderschön sind, grün, und sein Körper ist stattlich, kräftig, er ist schwer, aber nicht fett, er hat kurze, schwarze Haare, er ist höher gewachsen als der Durchschnitt, er hat starke Hände wie mein Vater. Er hat nur einen Anzug, der ihm zu weit ist und an den Ärmeln abgescheuert; wenn er nicht gerade Pflanzen untersucht oder Schmetterlinge, Käfer oder Steine und die ganze Zeit in seinem Zimmer verbringt, praktiziert er als Arzt, aber die Arbeit gefällt ihm nicht, ich glaube, er ist im Kopf nicht ganz richtig, aber ich bin so verrückt nach ihm, dass ich mich eines Tages noch vergesse…“