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Aimé Bonpland schlief, er war erschöpft.

Seine Jacke, seine Hose, die Weste, das Hemd, die langen Unterhosen, die Strümpfe, seine gesamte Kleidung hing unordentlich übereinander auf der Stuhllehne. Sein Kopfkissen war schweißgetränkt. Das Fenster des Zimmers stand offen für die duftende Augustnacht, es ließ das Summen der Insekten herein. Aimé war fast sofort in die friedlichen Träume derer abgetaucht, die früh schlafen gehen. Mit den Füßen schob er das Baumwolllaken zusammen. Er atmete rhythmisch, als wäre es Musik. In seinem Traum hallte jetzt ein leises Klopfen wider.

Er lauschte, es hörte nicht auf.

Es waren Finger, die auf Holz trommelten.

Jemand klopfte an die Tür.

Als er wach war, richtete Aimé Bonpland sich auf, zündete die Kerze an und blickte auf die Uhr.

Dann sah er: Die Klinke bewegte sich, Humboldts Hand zögerte, dann stieß er die Tür auf. Er trug einen Leuchter mit einer brennenden Kerze. Er kam herein, nahm ein Taschentuch und warf es über Bonplands Blöße, er setzte sich auf die Bettkante:

„Wir haben viel Mühe auf unsere Sammlungen verwendet, aber wenn Sie mir den Freimut gestatten, es ist reine Zeitverschwendung, diese Pflanzen zu klassifizieren. Linné, Buffon und andere haben das Notwendige schon erledigt. Begleiten Sie mich am Sonnabend in den Jardin des Plantes? Auf dem Weg essen wir ein Eis im Café des Savants. Auf meine Kosten.“

Aimé Bonpland nahm die Einladung an. Humboldt verabschiedete sich mit einem knappen Kopfnicken und warf, bevor er hinausging, einen flüchtigen Blick auf den halbnackten Körper seines Freundes. Leise schloss er die Tür. Der Lavendelgeruch blieb hängen.

Aimé Bonpland blies die Kerze aus.

Er versuchte, wieder einzuschlafen und zu träumen. Er drehte sich zur Wand. Er nahm den starken Kalkgeruch wahr.

Er verschwendete seine Zeit? Er?

Er fiel in einen leeren, weißen Schlaf.

Bei Sonnenaufgang erwachte er.

Er schaute auf die Pflanzenproben auf seinem Schreibtisch.

Er warf einen Blick auf die Presse.

Dann auf die Stapel von Papierbögen, die auf die gepressten Pflanzen warteten.

Er stand auf. Er trat an den Tisch heran und blätterte die Papierbögen durch, auf denen bereits Pflanzenproben befestigt waren. Er las sich einige der Bestimmungen vor, die er vorgenommen hatte.

Der Satz von Humboldt fiel ihm wieder ein.

Er war sehr verunsichert. Und was noch schlimmer war, was er gesammelt und bestimmt hatte, die Anlage der Herbarien, alles das kam ihm von einem Augenblick auf den anderen als sinnloses Bemühen vor. Eine Zwangsarbeit, ein unheilvolles Geschick, zu dem er sich selbst im Namen von etwas verurteilt hatte, von dem er nicht wusste, was es sollte.

Aber er hatte sein Leben ja noch vor sich.

Gestalt im Schatten

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