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Sie erblickten zum ersten Mal in ihrem Leben einen Indianer. Ein lebendes Bild wie auf einem Stich: In der einen Hand hielt er eine Kokosnuss, in der anderen eine Ananas. Er lächelte wie jemand, der zu Hause Besuch empfängt.

Es war nicht Rousseaus edler Wilder. Er nahm viel Geld für die beiden Früchte. In sein gebrochenes Spanisch mischte er lateinische Ausdrücke aus der Messe. Gekleidet war er so wie die Mestizen. Und er stieß wohl überlegte Verwünschungen gegen die Portugiesen aus.

An diesem Nachmittag sah ihn Aimé Bonpland auf einem Stein sitzen. Ihm gegenüber richtete Humboldt das Wort an ihn. Der Indianer hörte ihm mit einem unterwürfigen Blick zu. Dies war es, was Humboldt ihm auf Französisch sagte:

„Mein lieber Freund, Sie sind Teil eines Universums von Dingen, welche die Natur benötigt. Sie sind nicht weniger bedeutend als der Papst, und Sie sind wichtiger als der König, Sie könnten seinen Namen tragen. Sie sind so wichtig wie eine Blume oder ein Vogel. Sie, als Teil der Natur, haben dieselbe Freiheit, wie es sie in der Natur gibt. Niemand kann Sie domestizieren oder versklaven, so wie man Gewitter und Stürme oder wilde Tiere nicht zähmen kann. Wenn Sie verschwänden, würde es die Natur große Mühe kosten, Sie zu ersetzen. Ihre Freiheit ist kein Geschenk Gottes, sondern eher die bloße Konsequenz dessen, dass Sie am Leben sind.“

„Alexander“, sagte Aimé Bonpland, „er versteht kein Wort.“

„Natürlich nicht.“

Gestalt im Schatten

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