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Den Löffel neben der leeren Kristallschale, schaute Humboldt ihn an.

„Hören Sie, hören Sie doch, Aimé, Sie sind hochintelligent. Sie wissen einiges über die Natur und viel über Botanik sowie Krankheiten, sie verfügen über einen perfekten, gesunden Körper, auf den Sie sich verlassen können.“

Verlegen sah er hinaus zum Tor des Jardin des Plantes. Dann wandte er sich wieder an Bonpland. „Sie könnten Ihrem Leben eine andere Richtung geben.“

Jetzt wanderten sie zwischen den Beeten des Jardin des Plantes herum.

Sie wiederholten sich gegenseitig die wissenschaftlichen Namen der Pflanzen. „Gehen wir ins Gewächshaus“, sagte Humboldt.

Ein sonniger Tag ließ die Farben der Blumen leuchten und ineinander übergehen. Von dort ging ein zwiespältiger Geruch starker Düfte aus und mischte sich mit dem ekelhaften Gestank von Blüten, die auf ihrem Stängel verfault waren.

Der Kies auf den Wegen strahlte eine Hitze aus, die noch durch die Schuhsohlen zu spüren war.

Aber nicht alles war paradiesisch.

Im Gewächshaus nahmen sie den Hut ab und wischten sich den Schweiß von der Stirn.

„Schön, nicht wahr?“, sagte Humboldt. „Sie haben etwas Wildes, Raues. Aber sehen Sie nur. Diese Lilie aus Martinique ähnelt der unseren, europäischen sehr. Finden Sie nicht? Aber sie ist ihr nur ähnlich, nicht gleich.“

„Gewiss, Alexander.“

„Die Lilien unterscheiden sich, weil sie in anderen Breiten und auf verschiedenen Höhen wachsen.“ Humboldt erklärte, dass sei ein Indiz dafür, dass die Natur ein einziger, großer Organismus sei. Dass er, Aimé Bonpland, die Pflanzen bestimme, presse und zwischen Papierbögen lege, habe nur dann einen Sinn, wenn sie diese organische Verbindung bewiesen.

Viele hatten schon ähnliche Gedanken geäußert, Latourette, Carbonnières, aber ohne das geringste Interesse daran, diese Dinge zu vertiefen. Er, Humboldt, behauptete, dass alle Arten einander in diesem Organismus gegenseitig beeinflussten.

„Und das lässt sich beweisen“, sagte er.

„Wie denn?“

„Dazu gibt es nur einen Weg“, meinte er. „Mit einer Reise.“

Von Schülern umgeben verließ Lamarck das Amphitheater. Er war von massiger Gestalt und langsam. Er hatte ein recht gewöhnliches Gesicht, das aber durch seine lebhaften Augen gewann. Humboldt trat auf ihn zu.

Aimé Bonpland, den die Gegenwart des großen Wissenschaftlers einschüchterte, setzte sich lieber auf eine Bank unter die große Platane, die Lamarck mitgebracht hatte.

Ja, es sei möglich, dass alles in der Natur, eine Einheit bilde. Wenn man das beweisen könnte, gäbe es seiner Arbeit einen Sinn. Das könne ihn vor der Verdammnis retten.

Gestalt im Schatten

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