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Es stimmte alles

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Im Frühjahr 2012 spürte ich zusehends, dass mich der tägliche Sport von dem Druck meiner selbstständigen Arbeit ablenkte und mir half, manche beruflichen Probleme anders zu betrachten, unwichtige Dinge auszublenden und nur Weniges persönlich zu nehmen. Die Dinge geschehen. Mal sind es die guten, mal die weniger guten Dinge. Einfach so. Ich kann sie nur etwas in die eine oder andere Richtung ablenken, aber meist nicht gänzlich verhindern oder erzeugen.

Zu dieser Zeit lief ich etwas über 600 Kilometer im Monat. Drei Tage in der Woche war Steffen dabei und zusätzlich mein technisches Zeugs. Eine GPS-Laufuhr mit Brustgurt zur Herzfrequenzmessung und ein iPhone mit einer Fitness-App. Diese Fitness-App hatte ein kleines Extra und zwar konnte man meinen Lauf dort live verfolgen und mir bestimmte Töne auf mein Smartphone senden. Das waren entweder ein “Jubeln” oder “Klatschen” oder “Go Go Go” und so weiter. Total witzig, wenn ich mit Steffen oder alleine durch die Stadt lief und aus unseren Smartphones laut schallend dieses “Go Go Go” herausplärrte. Wenn wir etwa an der Bushaltestelle vorbeiliefen und die auf den Bus wartenden Menschen mit ihren langen Gesichtern von unseren Handys geweckt wurden. Sie dürfen sich das vorstellen, wie Sie im Regen an einer Bushaltestelle auf den Bus warten und dort zwei triefnasse Läufer an Ihnen vorbeilaufen, aus deren Jackentasche ein lautes “Go Go Go” mit anschließendem Beifall herausschreit. Die mussten uns für total bescheuert gehalten haben.

Interessant war auch, dass man mir immer davon abriet, bei Regen oder Kälte zu laufen. “Davon wird man krank.” Mit der Zeit entdeckte ich, dass das Gegenteil der Fall ist. Ich wurde so gut wie gar nicht krank und wenn doch, dann war es ruckzuck überstanden und setzte sich gar nicht erst richtig fest.

Das hätte ich früher wissen müssen, als ich noch in meinem ersten Beruf als Werkzeugmacher arbeitete oder später in meinem zweiten Beruf als Vermögensberater. Dann wäre ich vielleicht gar nicht so bewegungsfaul und dick geworden und letzten Endes auch nicht ständig erkältet. Doch es gab dafür in meinem Umfeld keine Vorbilder oder jemanden, der mich hätte motivieren können. Als ich Anfang der 90er Jahre umschulte und mit meiner Praxis für Vermögensberatung began, war alles nur auf geschäftlichen Erfolg ausgerichtet. Das Motto war ab 1991 durchweg: “Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum.”

Und dabei merkt man gar nicht, wie sehr man sich in diese Erfolgsstory verliebt und wie satt beruflicher Erfolg machen kann. Ich behaupte jetzt nicht, dass es nicht gut ist oder man das nicht machen sollte, aber ich wurde damals, Ende der 80er Jahre, mit der Begründung in die Finanzbranche "gelockt", dass man früher aufhören könne zu arbeiten und man vorher seine Zeit recht frei einteilen dürfe. Es stimmte alles, was man mir erzählt hatte. Und so machte ich mich daran, meine Zeit frei einzuteilen und setzte mir das Ziel, früher aufzuhören mit der Arbeit.

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