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Die Ermittlungen liefen auf Hochtouren. Mehrere Beamte waren mit den ausführlichen Vernehmungen befasst – nicht nur mit Seifritz und Tochter Marion, sondern auch mit Heinrich Lackner und dessen Kollegen Berthold Rilke sowie der Chefsekretärin Karin Rüger. Der Kreis weitete sich aus: auf die Geldboten, die zwischen Kreissparkasse und Landeszentralbank unterwegs gewesen waren, sowie auf den völlig ahnungslosen Kassierer, der zum Geschäftsbeginn 30.000 D-Mark geholt hatte, ohne zu wissen, dass in einem Nebenraum Gangster lauerten.

Immer stärker fühlte sich Heinrich Lackner in die Enge getrieben. Gebetsmühlenartig wiederholten sich Fragen, weshalb man ausgerechnet ihn zum Unterschreiben des Millionenschecks gezwungen haben könnte. Und warum sich die Gangster für ihn als die zweite Geisel entschieden hätten. Bisweilen befürchtete Lackner, die Ermittlungen richteten sich nur gegen ihn. Alles an ihm schien plötzlich verdächtig zu sein: dass er am Montagmorgen so früh zur Arbeit gekommen war und dass er scheinbar bereitwillig im Chefbüro den Scheck unterschrieben habe. Sogar die Art und Weise, wie er reagiert hatte, als sich die Aufzugstür nicht hatte öffnen lasse, schien den Argwohn der Ermittler zu wecken. »Was hätte ich denn anderes tun sollen? Ich hatte doch keine Wahl«, hatte er schon viele Male wiederholt und dabei fast seine gelassene Art verloren. Irgendwann kam auch er an die Grenze seiner nervlichen Kraft.

Doch so wie ihm erging es auch all den anderen, die als Zeugen in den Ermittlungsakten geführt wurden. Sogar jener Geldbote, ein 29-jähriger Mann, der als ausgebildeter Polizist voriges Jahr aus gesundheitlichen Gründen nicht ins Beamtentum übernommen worden war und sich kurz mit dem uniformierten Gangster angelegt hatte, geriet ins Visier der Kriminalisten. Wolfgang Nolte war seit einigen Monaten als Geldbote beschäftigt. Ein spannender Job, aber keinesfalls so abwechslungsreich, wie es der Dienst bei der Polizei gewesen wäre. Eigentlich hätte ihm die Arbeit als Privatdetektiv viel mehr Spaß gemacht, zumal er damit das bei der Polizei Erlernte viel besser hätte anwenden können. Aber um sich selbstständig zu machen, fehlte ihm der unternehmerische Mut. Vielleicht würde es ja mal gelingen, bei einer entsprechenden Kanzlei eine Anstellung zu finden. Schließlich gab es mehr Detekteien, als man vermutete.

»Und Sie haben, genau wie Ihr Kollege, heute früh anfangs nicht gemerkt, dass etwas nicht stimmte?«, wollte ein erfahrener älterer Beamter wissen, während Nolte ihm im Büro gegenübersaß.

»Nein. Erst als wir das zweite Mal zur LZB gerufen und wieder zurückgekommen sind und ich durch die Scheibe des Tresorraums diesen uniformierten Typen gesehen habe, hatte ich sofort ein komisches Gefühl«, wiederholte Nolte bereits zum dritten Mal. Seine Lippen bebten, der Oberlippenbart vibrierte. Er wich keinem Blick des Kriminalisten aus. »Außerdem«, fügte er an, »waren zwei Millionen eine ganze Menge Kohle für einen Montag.«

»Haben Sie denn noch eine Polizeiuniform daheim?«, blieb der Kriminalist hartnäckig.

»Oh, daher weht der Wind«, wurde Nolte jetzt ungehalten. »Sie meinen, ich hätte dem Täter meine Uniform ausgeliehen? Und nur vorgetäuscht, ihn angreifen zu wollen? Da muss ich Sie enttäuschen. Ich besitze gar keine Uniform mehr.«

»Aber Sie haben sie doch kaufen müssen, diese Dienstkleidung.«

»Ja, natürlich. Für einen Berufsanfänger eine teure Anschaffung. Insgesamt rund 1.000 Mark. Aber Sie wissen dann sicher auch, dass man beim Ausscheiden aus dem Dienst die Dienstgrad- und Hoheitsabzeichen entfernen muss.«

Der Kriminalist wollte dies nicht vertiefen, weil er sich nie mit den einschlägigen Bestimmungen befasst hatte. »Und wo ist die Uniform jetzt?«

Nolte holte tief Luft. »Verschenkt hab ich sie. Dem Kleiderfundus des Naturtheaters Heidenheim.«

»Auch den Anorak?«

»Ich hatte nie einen Anorak. Nur die Uniformjacke. Tut mir leid.«

Die Gentlemen-Gangster

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