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ОглавлениеHinweise gab es genügend. Aber viele beruhten auf Spekulationen und Vermutungen, wie die Soko Fils – benannt nach dem Fluss, der Göppingen durchfließt – meist sehr schnell feststellen konnte. Hartmut Zeller, Chef einer starken Ermittlermannschaft, informierte täglich den Direktionsleiter Josef Walser, der die goldenen Sterne auf der Schulterklappe seiner Uniform zu schätzen wusste. Er nahm mit sorgenvoller Miene zur Kenntnis, dass die Geiselnehmer wie vom Erdboden verschwunden zu sein schienen. Auch in der Wohnung Seifritz’, wo sich die Täter eine Nacht lang aufgehalten hatten, war nicht das Geringste von ihnen zu entdecken. »Da sie Handschuhe getragen hatten, gab es keinerlei verwertbare Fingerabdrücke. Wir wissen bis heute nicht, ob es noch einen vierten Täter gegeben hat«, erklärte Zeller. »Ob da einer vom Bahnhof aus tatsächlich das Bankgebäude observiert hat oder sich sogar in der Sparkasse aufgehalten hat, ist weiterhin unklar.«
Der Direktionsleiter hörte konzentriert zu und entschied, mit einer hochgezogenen Augenbraue eine Frage loszuwerden, die ihn immer wieder beschäftige: »Die Familie ist aber okay?«
»Absolut. So, wie es jetzt aussieht«, winkte Zeller ab.
»Gab es in letzter Zeit Personen, die sich für die Räumlichkeiten in der Bank interessiert haben?«
»Nichts Außergewöhnliches. Natürlich sind in so einem Gebäude immer mal wieder Handwerker unterwegs. Elektriker, Installateure, Fernmeldeamt und so weiter.«
»Auch in jüngster Zeit?«
»Wir haben uns zuerst mal die Firmen nennen lassen, die seit Anfang des Jahres tätig waren.«
»Der Coup scheint mir aber langfristig vorbereitet worden zu sein«, wagte der Direktionsleiter einzuwenden.
»Wir müssen einen Zeitabschnitt nach dem anderen angehen. Auch natürlich einige Personen aus der Bank, keine Frage.«
»Mir scheint«, fuhr der Göppinger Polizeichef Walser fort, »dass die Täter zwar mit bankinternen Abläufen bestens vertraut waren, nicht aber mit dem persönlichen Umfeld von Seifritz. Sonst wären sie ja wohl nicht davon ausgegangen, in der Wohnung eine Ehefrau anzutreffen, die es gar nicht gibt. Und als stattdessen die 18-jährige Marion aufgetaucht ist, haben sie sich seltsamerweise nicht nach einer weiteren Tochter oder einem Sohn erkundigt. Ihr ursprünglicher Plan müsste also gewesen sein, die Ehefrau zu kidnappen.«
Zeller zuckte mit den Schultern. »Seifritz kann uns keine Personen aus seinem persönlichen Umfeld benennen, denen er die Tat zutrauen würde. Außerdem fällt ihm niemand ein, der vom Aussehen oder der Stimme her den Tätern ähneln könnte.«
»Dann hatten die Täter eben einen oder mehrere Informanten«, gab der Polizeidirektor zu bedenken.
Zeller sah auf die Uhr. Ähnliche Gespräche hatte er in den vergangenen Tagen schon viele geführt. Sowohl mit dem örtlichen Polizeichef als auch mit seinen Vorgesetzten in Stuttgart. Langsam nervte ihn dies, zumal es immer wieder dieselben Fragen waren, die sich sein Team und er ohnehin ständig stellten. »Ihre Leute aus Göppingen nehmen sich schwerpunktmäßig Personen vor, die hier wohnen und mit den Örtlichkeiten vertraut sind«, versuchte Zeller, die Diskussion abzuschließen, und fügte an: »Ende Januar gab’s in der Tiefgarage ein geplatztes Wasserohr. Eine Riesensauerei. Das Wasser drang bis ins dritte Untergeschoss ein. Der Installateur, der deshalb auch im Bereich des Tresorraumes tätig war, wird gerade von dem Göppinger Ermittler Klaus Biegert vernommen.«
Der Direktionschef war zufrieden.