Читать книгу Die Gentlemen-Gangster - Manfred Bomm - Страница 29
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Оглавление300 Hinweise, 14 davon anonym. Drei Wochen nach dem Überfall füllten die Ermittlungsakten unzählige Ordner. Ein konkreter Verdacht gegen Personen hatte sich jedoch nicht ergeben. Die beiden Journalisten Sander und Grüninger waren über die zurückhaltende Informationspolitik der Staatsanwaltschaft und der Polizei verärgert. Sogar Jürgen Holder, der Pressesprecher der örtlichen Direktion, musste auf Fragen der Lokalredakteure meist passen, obwohl er seit geraumer Zeit wenigstens an den Besprechungen der Soko teilnehmen durfte. Aber was er dabei zu hören bekam, waren keine tiefschürfenden Erkenntnisse.
Und seine Kollegen in Stuttgart verbreiteten allenfalls Meldungen, deren Formulierungen Sander und Grüninger zur Genüge kannten. Immer dieselben Worthülsen: es werde in alle Richtungen ermittelt und es gebe keine heiße Spur. Grüninger, der mittlerweile argwöhnisch geworden war, wollte nicht so recht glauben, dass es bei einem Verbrechen, das rund 14 Stunden angedauert hatte, nicht den geringsten Hinweis auf etwas gab, das merkwürdig erschien. Darauf angesprochen, konterte Soko-Leiter Zeller: »Merkwürdiges gibt es genug, Herr Grüninger. Mehr als genug. Aber es ist wie oft im Leben: wenn Sie beim Recherchieren in die Tiefe gehen, werden Sie hinterher immer etwas finden, das Ihnen rückblickend mit der Erkenntnis des Geschehenen merkwürdig erscheint.«
Zellers Stimme hatte am Telefon leicht verärgert geklungen. Natürlich ahnte er, was Grüningers tieferer Sinn des Anrufes war: Vermutlich hatte der Journalist erfahren, dass die Sonderkommission in ihrer jetzigen Zusammensetzung in Göppingen aufgelöst wurde. Alles, was es aktuell und in den Tagen nach dem Verbrechen zu ermitteln gab, war inzwischen weitgehend aufgearbeitet. Nun konnte in kleineren Teams sowohl in Göppingen als auch bei der Landespolizeidirektion Stuttgart 1 weiterrecherchiert werden. Nachdem Zeller dies von sich aus angesprochen hatte, resümierte Grüninger süffisant: »Sie packen also hier Ihre Akten zusammen.«
Zeller ließ sich mit dieser bissigen Bemerkung nicht provozieren, sondern gab sich optimistisch: »Ich bin überzeugt, dass der Fall geklärt wird.« Und er fügte an: »Federführend bleibt das Dezernat Sonderfälle der Landespolizeidirektion Stuttgart 1, wo mich mein Stellvertreter, Hauptkommissar August Häberle – der wohnt ja irgendwo bei Ihnen im Raum Göppingen – unterstützen wird.«
Grüninger wollte diesen Optimismus nicht teilen. Bestimmt würde man noch in 30, 40 Jahren von diesem dreisten Verbrechen reden. Und selbst wenn es eines Tages geklärt sein würde, blieben sicher noch sehr viele Fragen offen, dachte er. Denn mit Sicherheit gab es Hintermänner. Ob eine ganze Organisation, wie von den Geiselnehmern behauptet, oder nur eine einzelne Person, – das wollte Grüninger in seinen Gedanken mal dahingestellt lassen.