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Schon einige Stunden zuvor hatte die Meldung bei der Sonderkommission in Stuttgart wie eine Bombe eingeschlagen. Wieder Göppingen. Schon wieder ein mysteriöser Fall. Waren sie denn dort jetzt alle verrückt geworden, oder hatte der Banküberfall nach einem Jahr eine Kettenreaktion ausgelöst? Waren vielleicht doch einige Göppinger darin verwickelt – und drohte etwas aufzufliegen, wovor sie alle Angst hatten? Etwas, von dem die Kriminalisten keine Ahnung hatten? Gerüchte dieser Art würden schnell die Runde machen, schoss es August Häberle durch den Kopf, als er wieder mit Zeller und einigen Kollegen im Besprechungsraum der Landespolizeidirektion Stuttgart 1 zusammengekommen war.

»Wir sind über einen Todesfall unterrichtet worden, der sich am gestrigen Dienstag am Bodensee ereignet hat«, informierte Zeller nun detailliert das ganze Team: Ein Geschäftsmann aus Göppingen war mit seinem Auto von einer Bodenseefähre gerollt und mit dem Fahrzeug versunken.

»Wie?«, fragte einer der Ermittler. »Von der Fähre gerollt? Wie geht das denn?«

Zeller schob einige Blätter beiseite und las nach. »Er ist in Romanshorn, in der Schweiz also, gegen 13.30 Uhr als Letzter auf die Autofähre gefahren, zurück ans deutsche Ufer. Ein Zöllner will beobachtet haben, dass der Mann wohl darauf bedacht war, auch wirklich als Letzter auf das Schiff zu fahren.«

»Ein Suizid also«, resümierte Häberle.

»Die Kollegen in Friedrichshafen gehen davon aus, obwohl kein Motiv dafür erkennbar ist«, berichtete Zeller weiter. »Der Pkw stand mit dem Heck rund fünf Meter von der Reling entfernt, als sich das Auto während der 50-minütigen Überfahrt etwa 600 Meter, bevor die Fähre das Friedrichshafener Ufer erreicht hätte, rückwärts in Bewegung gesetzt hat. So sagen es zwei Jugendliche, die im Fahrzeug davor saßen.«

»Ein Unfall oder eine Fehlbedienung des Autos?«, hakte ein Ermittler nach.

»Sieht nicht danach aus. Die Kollegen schreiben, der Fahrer habe den Motor des Autos gestartet. Und selbst dann, wenn dabei versehentlich der Rückwärtsgang eingelegt gewesen wäre, hätte der kurze Ruck nicht ausgereicht, den Pkw über eine Strecke von fünf Metern zu bewegen und dort eine stabile Absperrkette zu durchbrechen. Im Übrigen seien die Fähren mit einem Gefälle zur Schiffsmitte hin konstruiert, sodass kein Fahrzeug selbstständig von Bord rollen könnte.«

»Was hat der Mann denn in der Schweiz gemacht?«, wollte Häberle wissen. »Hat man im Wagen etwas gefunden? Belege …«

»Belege«, griff Zeller das Gesagte auf. »Du denkst an Bankbelege. Bisher keine Erkenntnisse, nein. Und was den Grund der Reise anbelangt, hab ich die Kollegen in Göppingen gleich, nachdem ich die Meldung gekriegt hab, danach gefragt. Sie sagen, dass er vormittags noch mit seiner Frau gemeinsam in den eigenen Betrieb gefahren ist. Dort habe er dann erklärt, er müsse auswärts geschäftliche Verpflichtungen erledigen und werde deshalb möglicherweise nicht bis zum Mittagesessen zurück sein.«

»Und dann?«

»In seiner Wohnung hat man inzwischen eine Notiz gefunden, mit der er seiner Frau mitteilte, er werde für einige Tage verreisen. Sogar einige Reiseutensilien hat er wohl zusammengepackt, ehe er in Richtung Bodensee gefahren ist, wo er vermutlich den Grenzübergang Schaffhausen benutzt hat.«

»Damit, liebe Kollegen«, fasste Häberle seine Gedanken zusammen, »dürfte sich das Gerüchtekarussell in Göppingen noch rasanter drehen.«

Zeller nickte: »Deshalb wäre es vielleicht nun doch angebracht, du würdest dich in den nächsten Tagen als Einheimischer dort umhören. Findest du nicht auch?«

Die Gentlemen-Gangster

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