Читать книгу Die Gentlemen-Gangster - Manfred Bomm - Страница 35
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ОглавлениеDie Aufregung legte sich, und auch das Interesse an dem Bankraub schwand von Monat zu Monat. Als Sander wieder genesen war, unterhielt er sich ausführlich mit seinem älteren Kollegen Grüninger darüber, aber außer Spekulationen gab es weiterhin nichts, was sich in diesem Sommer zu dem Thema verbreitet hatte. Für die Journalisten fand sich trotz aller Mühe kein aktueller Grund mehr, die Berichterstattung am Köcheln zu halten. Auch mehr oder weniger regelmäßige Anrufe bei dem Soko-Leiter in Stuttgart erbrachten nichts. Aber einen derart spektakulären Fall als ungeklärt zu den Akten zu legen, das durfte wohl nicht wahr sein. Natürlich schlug sich das dreiste Verbrechen in den Jahresrückblickseiten der Heimatzeitung, der NWZ, nieder, womit neues Salz in die Gerüchtesuppe geschüttet wurde. Sander hatte noch immer die Hoffnung nicht aufgegeben, seinen Lesern irgendwann einen finalen Artikel bieten zu können.
Er ahnte natürlich, dass im Hintergrund unzählige Vernehmungen liefen und sich die Aktenordner bei der längst nach Stuttgart umgezogenen Sonderkommission füllten. Auch Heinrich Lackner hatte seinem Nachbarn, dem Soko-Leiter Hartmut Zeller, mehrfach das Vorgehen der Gangster im Bankgebäude schildern müssen. Seine Sorge, selbst in die Schusslinie der Ermittler zu geraten, stieg von Woche zu Woche.
Zeller hatte sein hartnäckiges Nachbohren so begründet: »Wir rätseln noch immer, weshalb die Täter so sicher sein konnten, dass in der Bank niemand etwas bemerkt hat.«
»Wie oft soll ich Ihnen noch sagen«, wurde Lackner an diesem Januartag erstmals etwas ungehalten, als ihn Zeller erneut ganz offiziell in ein Büro der Göppinger Kriminalpolizei gebeten hatte, »ich hab nur getan, was mein Chef von mir verlangt hat. Und als die mich dann mitgenommen haben, hatte ich wirklich panische Angst.«
»Haben Sie denn mal mit jemandem über die Örtlichkeiten im Tresorbereich gesprochen? Hat sich mal jemand auffallend dafür interessiert?«
»Was glauben Sie, wie oft ich mir das schon überlegt habe, seit Sie mich das erste Mal dazu befragt haben! Nein, ich kann mich an niemanden erinnern.«
»Sie wurden nie danach gefragt?«, zweifelte Zeller.
»Nein.«
»Auch nicht im Freundes- und Bekanntenkreis? Ich denke, dass es gesprächsweise doch manchen brennend interessiert, wie und wo die Bank das Geld lagert.«
»Na ja«, räumte Zeller ein, »das schon, aber da erzähl ich doch nicht im Einzelnen, wie man da hingelangt und wie man den Tresor öffnen kann.«
»Aber vielleicht, wie das mit den morgendlichen Geldtransporten ist?«
»Was wollen Sie denn von mir hören?«, brummte Lackner hörbar verärgert. »Jetzt werden Sie mich gleich auch noch fragen, ob ich Schulden hatte und dringend 2,7 Millionen Mark brauchte.« Er sah sein Gegenüber erbost an. »Ja, ich habe Schulden. Ich habe ein Haus gebaut. Aber da werden Sie im ganzen Land genügend Leute finden, denen es genauso geht wie mir.«