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Dieter Blaubart pflegte internationale Kontakte. Insbesondere die Offiziere der 1. Infanteriedivision Forward, die kriegsstark in Göppingen in den sogenannten Cooke Barracks stationiert war, schätzten seine Dienste, wenn es darum ging, Nobelkarossen von Übersee zu beschaffen, Gebrauchtwagen anzunehmen und gewinnbringend in die osteuropäischen Staaten zu verkaufen. Wie er es in den Zeiten des Kalten Krieges schaffte, diese Geschäfte mit der Sowjetunion und den Anrainerstaaten einzufädeln, blieb sein Geheimnis. Aber es gab genügend Kanäle und Beziehungsstrukturen, deren er sich geschickt bediente. Bisweilen halfen einige US-Dollars, um mit gewissen Zuwendungen die bürokratischen Grenzkontrollen zu umgehen.

Nicht immer hatte er es allerdings mit seriöser Kundschaft zu tun. Aber das war er längst gewohnt, weshalb er in seinem Geschäftshaus am Rande der Stadt Göppingen mehrere Alarmanlagen installiert hatte. Nur die Anschaffung von Überwachungskameras hatte er bisher aus Kostengründen gescheut, zumal deren Aufnahmequalität insbesondere bei Nacht nicht vom Feinsten war.

Angestellte hatte er keine, denn er wollte niemanden in sein Geschäftsgebaren einweihen. Auch dem Steuerberater enthielt er das Meiste davon vor, es sei denn, es trug zu einer Minimierung des offiziellen Gewinns bei.

An diesem Winterabend Ende Februar hatte er gerade die Lichter in dem kleinen Büro löschen wollen, als das Telefon läutete. Er sah auf die Uhr: 20.47 Uhr. Keine ungewöhnliche Zeit für seine Geschäfte. In den USA war es immerhin, je nach Zeitzone, erst Nachmittag. Nur bei seiner Kundschaft im Osten ging es langsam auf Mitternacht zu. Von dort kamen trotzdem häufig zu Unzeiten die Anrufe, denn oft brauchten die Kunden aus diesen Ländern viel Geduld, um überhaupt eine freie Telefonleitung nach Deutschland zu erhalten.

Blaubart nahm den Hörer ans Ohr und meldete sich mit einem knappen »Hallo«.

»Ich bin’s«, hörte er eine vertraute Frauenstimme hauchen. »Du bist noch im Geschäft?«

»Wie du merkst«, gab er selbstbewusst zurück. Vor seinem geistigen Auge formte sich das Bild von Kirsten, dieser hochgewachsenen Tänzerin im Luna, die er vor einigen Monaten dort kennengelernt hatte: schulterlange blonde Haare, eine Figur wie ein Titelblattmodel. Sie sah nicht nur im Glitzerlicht des Nachtklubs gut aus, wo sie sich dreimal die Woche aufreizend auszog, sondern auch wenn sie meist im knappen Kleidchen bei ihm auftauchte. Inzwischen wusste er, dass sie auf ihn stand – auf ihn, den erfolgreichen, attraktiven Geschäftsmann, der internationale Kontakte pflegte. Neulich hatte sie sich sogar splitternackt vor einem amerikanischen Straßenkreuzer fotografieren lassen. Sie tat alles, was Blaubart von ihr forderte. Wirklich alles. Fast schien es ihm so, als brauche sie jemanden, der ihr zeigte, wo es langging.

»Hast du heute frei?«, fragte er, weil sie nichts erwidert hatte. Sein Blick fiel auf das gerahmte Foto, das vor ihm auf dem Schreibtisch stand und das diese junge Frau in aufreizender, splitternackter Pose am Kotflügel eines roten Cadillac-Oldtimers zeigte.

»Nein, ich bin erst kurz vor 23 Uhr dran«, sagte sie leise, und es hörte sich so an, als sei sie in Eile. »Ich wollte dir nur sagen, dass er da war.«

»Er?«, schluckte Blaubart und setzte sich wieder, während er sich im Spiegelbild der nachtschwarzen Scheibe betrachtete. »Bei dir?«

»Ja, und er hat gesagt, ich soll dir ausrichten, dass er endlich die Knete sehen will.«

Blaubart schloss für einen Moment die Augen. »Ich hab dem Idioten doch schon 1000-mal gesagt, dass ich keinen Pfennig rausrücke. Sag ihm das.«

»Diddi, ich glaube nicht, dass er sich so leicht abwimmeln lässt. Das hat sich nicht so angehört.«

»So?« Blaubarts Hand verkrampfte sich am Hörer. »Wieso? Was hat er gesagt?«

»Dass er mit dir reden möchte und du dich auf etwas gefasst machen könntest.«

»Da soll er nur mal aufpassen, dass ich ihn nicht in den Knast bringe.«

Blaubart wünschte sich für einen Moment, nie etwas mit diesem dubiosen Amerikaner zu tun gehabt zu haben.

Die Gentlemen-Gangster

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