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ОглавлениеEs war der Tag nach Aschermittwoch. Vom grauen Stuttgarter Himmel rieselte feiner Schnee, als Zeller seinem Vertreter, dem engagierten Kollegen namens August Häberle, gegenübersaß und, wie so oft schon, die immer dicker werdenden Aktenberge zum Göppinger Raubüberfall sichtete.
»So viel scheint festzustehen«, fasste Häberle zusammen, »die Täter sind Deutsche. Alle Zeugen berichten übereinstimmend, dass sie Deutsch mit badischem oder schwäbischem Akzent gesprochen haben.«
»Sie scheinen einen Bezug ins Remstal zu haben«, resümierte Zeller. »Das ergibt sich unter anderem aus dem Abstellort des Fluchtfahrzeugs im Gmünder Parkhaus.«
»Und der Tatsache, dass sich im Remstal die Hütte befindet, in der das Mädchen gefangen gehalten wurde«, bekräftigte Häberle, der es dank seiner Kombinationsgabe schon als junger Beamter zu den Sonderermittlern geschafft hatte.
»Ich werde das Gefühl nicht los, dass es einen Bezug zu Seifritz geben muss«, sagte Zeller, der diese Äußerung niemals öffentlich gemacht hätte.
»Da wäre ich vorsichtig«, meinte Häberle. »Die Vorgehensweise lässt natürlich vermuten, dass sich die Täter in bankinternen Dingen auskennen. Aber mal unterstellt, Seifritz hätte das alles selbst arrangiert, dann wäre das doch ziemlich aufwendig und gefährlich gewesen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass in der Bank etwas schiefläuft, war doch groß. Dann hätten die Komplizen ziemlich schnell ihren Auftraggeber verpfiffen.«
»Ja, schon. Aber warum öffnet der Seifritz abends arglos die Wohnungstür? Die Täter vermuten zwar, dass die Ehefrau anwesend ist, werden dann aber mit der Marion konfrontiert – und sie fragen nicht nach der anderen Tochter oder einem Sohn. Wie reimt sich das zusammen?«
»Zufall«, entgegnete Häberle entwaffnend. »Ich würde den armen Mann in Ruhe lassen. Die Kollegen sagen, er sei noch immer ziemlich mitgenommen.«
»Ist er, ja. Insbesondere macht er sich Vorwürfe, seine Tochter nicht genügend vor den Tätern geschützt zu haben. Die ist übrigens in psychologischer Behandlung.«
»Ich schlag dir vor, Hartmut: Lassen wir die beiden erst mal außen vor. Stattdessen sollten wir uns um einige Bankkunden kümmern, die möglicherweise ihre hohen Kredite nicht zurückzahlen konnten und Grund hätten, sich auf illegale Weise Geld zu besorgen.«
»Du meinst im Ernst, es könnten Kunden der Sparkasse gewesen sein?« Zeller blätterte in seinen Unterlagen. »Suspekt erscheint mir da eher dieser eine Geldbote. Nolte heißt er. Wolfgang. War mal bei der Bereitschaftspolizei, hat dort die Ausbildung gemacht, wurde aber nicht ins Beamtenverhältnis übernommen.«
Häberle nickte: »Hab ich gelesen. Ja. Ex-Polizist und Polizeiuniform. Das macht einen tatsächlich hellhörig.«
»Er könnte nicht nur die Utensilien beigesteuert haben, sondern auch die Kenntnisse über die Vorgänge in der Bank«, ergänzte Zeller, gab aber zu bedenken: »Er hat sich jedoch mit einem der Gangster anlegen wollen, was aber auch ein Täuschungsmanöver sein könnte.«