Читать книгу Die Gentlemen-Gangster - Manfred Bomm - Страница 32
27
ОглавлениеHeidi Offenbach, eine junge Bankangestellte, hatte lange mit sich gerungen, ob sie einen Anlageberater ihres Arbeitgebers zurate ziehen sollte. Aber knapp 50.000 D-Mark, dazu noch in bar, waren eine riesige Summe, und es wäre wohl viel zu riskant, diese zu Hause aufzubewahren. Da bedurfte es eines Experten, dem sie ihr Anliegen unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertrauen konnte. Eine Zeit lang hatte sie mit dem Gedanken gespielt, dies bei einer anderen Bank zu tun. Aber falls man sie dort mit ihrem Beruf als Bankkaufmann erkennen würde, dazu vielleicht noch als Angestellte der Kreissparkasse, würde dies möglicherweise Argwohn erwecken. Also entschied sie, den älteren Kollegen Hermann Pfitzold um Vorschläge zu bitten. Während einer Mittagspause hatten sie sich in sein kleines Büro zurückgezogen. Pfitzold, ein Endvierziger, der Anzug und Krawatte trug, seine Haare kurz hielt und sorgfältig rasiert war, hörte sich interessiert an, was die 24-Jährige von ihm wollte: einen Rat für eine sichere, langfristige Geldanlage. »Vielleicht sogar für die Rente«, hatte sie gesagt und ihm erklärt, dass sie von ihrer Oma 48.000 D-Mark geerbt habe.
»In bar?«, fragte der Anlageberater völlig sachlich.
»Ja«, lächelte Heidi verlegen. »Sie hat wohl mal eine Lebensversicherung ausbezahlt bekommen und das Geld nie irgendwo angelegt.«
»Sie kennen sich ja aus. Woran haben Sie nun gedacht?« Er musterte die junge Frau, die ihn mit großen Augen anstrahlte und ihm äußerst sympathisch erschien. Allerdings trennten sie vermutlich fast 30 Jahre, dachte er. Zwar war sie ihm gelegentlich schon aufgefallen, wenn sie sich innerhalb des großen Bankgebäudes über den Weg liefen, aber jetzt, in ihrer Nähe und unter vier Augen, empfand er sie als besonders hübsch und charmant. Sogar die Unsicherheit, die sie zu verbergen versuchte, war liebenswürdig.
»Ich möchte das Geld sicher anlegen. Dauerhaft, ohne Risiko.«
Er überlegte, weshalb sie sich nicht selbst informierte. Als Bankkaufmann verfügte sie schließlich über eine entsprechende Ausbildung. Er entschied aber, nicht danach zu fragen, sondern sich auf seinen Auftrag zu konzentrieren: »Keine Aktien, Fonds oder Ähnliches? Mit der Aussicht auf hohe Renditen?« Pfitzold lehnte sich zurück und spielte mit einem Kugelschreiber.
»Nein, nichts davon. Ich hab eher an Gold gedacht. Deshalb komm ich zu Ihnen. Sie kennen sich da doch am besten aus.«
»Gold?«, staunte der Anlageberater.
»Ja. Meine Oma hat immer gesagt, wer nach der Währungsreform in den 40er-Jahren Gold gehabt habe, der sei gleich wieder reich gewesen.«
»Sie befürchten eine neue Währungsreform?« Pfitzold legte die Stirn in Falten.
»Man weiß ja nie …«
»Okay. Ich brauch Ihnen nicht allzu viel zu erklären«, nickte der ältere Kollege. »Denken Sie an Münzen oder Barren?«
»Barren sind wohl günstiger«, gab sich Heidi informiert.
»Ja, aber nicht so schön.«
»Ich will auch keinen großen Barren, sondern kleinere Stückelungen.«
Pfitzold holte einige Broschüren aus der Schublade und legte sie der jungen Frau vor. »Wir können das Geschäft machen, sobald Sie das Geld herbringen«, sagte er.
»Morgen? Wäre morgen okay?«
»Ja, natürlich. Aber passen Sie auf, wenn Sie so einen hohen Betrag mit sich herumtragen.«
»Mich wird schon keiner überfallen«, entgegnete sie keck.
»Nur noch eine Frage«, hakte der Banker nach. »Wie haben Sie das Geld? Scheine oder auch viele Münzen? Sind auch noch Scheine früherer Serien dabei?«
Heidi wusste für einen Moment mit dieser Frage nichts anzufangen. »Spielt das denn eine Rolle?«
Pfitzold lächelte einnehmend. »Ich dachte nur, wenn Ihre Oma das Geld gehortet hat, könnten es doch noch Scheine sein, die wir bei der Bundesbank tauschen müssten.«
»Nein, da sind keine dabei«, erwiderte sie schnell.