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ОглавлениеKriminalkommissar Burkhardt saß seufzend an seinem Schreibtisch und atmete tief aus. Viel Schlaf hatte er nicht bekommen, bevor er sich wieder auf den Weg ins Präsidium gemacht hatte. Aber er wollte vorankommen an diesem trüben Tag.
Nachdem er sich eingehend über die aktuelle Lage in seinem Fall informiert hatte, hielt er sich an seine festgelegte Vorgehensweise, spiralförmig von innen nach außen. Es lockte ihn zwar, zuerst Kontakt zum Autobesitzer aufzunehmen, aber die erste Zeugin des gestrigen Abends ging vor. Niemand brauchte zu ahnen, dass er weder Namen noch Telefonnummer dieser jungen Frau notiert hatte, Hauptsache man wusste sich zu helfen. An das einprägsame Logo auf dem Firmenwagen des jungen Mannes auf dem Bürgersteig konnte er sich genau erinnern. Ebenso an den Vornamen Hassan, so viele Hassans, die gestern Abend in Oberneuland zum Dienst eingeteilt waren, gab es sicher nicht.
»Objektschutz BVK, mein Name ist Janine Schulz, was kann ich für Sie tun?«
Burkhardt wippte ungeduldig in seinem gepolsterten Bürostuhl, ließ das einstudierte Gesäusel über sich ergehen und kam dann zu Sache.
»Burkhardt, Kriminalpolizei Bremen, ich muss mit Ihrem Mitarbeiter Hassan sprechen.«
»Moment, ich verbinde mit unserem Geschäftsführer.«
Das hatte Burkhardt nicht beabsichtigt, ging aber so schnell, dass es sich nicht aufhalten ließ.
»Ja, bitte?« klang ihm entgegen.
»Es geht um eine Zeugenaussage.«
Am anderen Ende der Leitung blieb es einen Moment zu lange still.
»Könnten Sie mir bitte seine Handynummer, die Anschrift und den Nachnamen nennen?«
»Um diese Einzelheiten kümmert sich gleich meine Sekretärin.«
Burkhardt blieb keine Zeit mehr, sich zu verabschieden, denn es klackte und er wurde mit der Sekretärin verbunden. Wenigstens bei ihr konnte er sich bedanken, nachdem er die gewünschten Daten erhalten hatte.
Als er sein Büro hinter sich abschloss, merkte Burkhardt doch, dass ihm viele Stunden Schlaf fehlten, deshalb machte er einen Abstecher in die Teeküche, um sich noch eine Dose Energy-Drink aus dem Kühlschrank zu holen.
»Ach, hallo Herr Arndt.« Sein Vorgesetzter stand fluchend an der Spüle und hantierte an einem widerspenstigen Plastikdeckel. Es fiel ihm kein belangloser netter Satz ein. Das kannte er von sich, wenn er eine Antipathie gegen jemanden hegte, schien ein Teil seines Gehirns einzufrieren, dass kein auflockernder Smalltalk zustande kommen konnte.
Seinem Vorgesetzten fiel aber genug ein. »Ja, so ist das, wenn man Verantwortung trägt, dann schläft man zu wenig und man macht Überstunden ohne richtig zur Ruhe zu kommen.« Burkhardt entging nicht der missbilligende Blick in sein müdes Gesicht und danach auf die Dose in seiner Hand. »Übertreiben Sie es nicht, der Fall löst sich bald von selbst, das spüre ich. Und passen Sie besser auf, eine Zeitung hat Fotos von der Leiche im Pavillon angekündigt. Wenn es jetzt zu Panikausbrüchen und ständigem Fehlalarm kommt, mache ich Sie dafür verantwortlich.«
Wie konnte sein Vorgesetzter bloß so ruhig und nebensächlich dermaßen ätzende Worte aussprechen. Wieso sollte er die Verantwortung übernehmen, wenn irgendeiner der Beamten die Leiche fotografiert hatte, um mit den Bildern Geld zu machen? Grußlos verließ Burkhardt die Teeküche und machte sich auf den Weg zu Hassan Domoglu.