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IV

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Kiara war stolz darauf, eine derart bekannte und angesehene Universität zu besuchen, und erachtete es als großes Glück, zu den ersten Bewerbern zu zählen, die aufgenommen wurden. Als sie dann eine Tätigkeit in einer von insgesamt siebzehn Kliniken in Tübingen aufnahm und die Stadt hin und wieder verlassen musste, um an Symposien teilzunehmen, nutzte sie jede Gelegenheit, um andere, die mit der Geschichte der Stadt nicht vertraut waren, ausführlich zu informieren. Auf einem dieser Symposien hatte sie auch ihren jetzigen Freund Henning kennen gelernt.

»Die Tübinger Universität wurde aus einem eher ungewöhnlichen Anlass gegründet. Die Gattin des Tübinger Grafen Eberhard war Italienerin und stammte aus Bologna. Da eine der ältesten europäischen Universitäten in ihrer Geburtsstadt Bologna gegründet worden war, hielt sie es für eine gute Idee, auch in ihrem neuen Heimatort eine Universität zu errichten. Ihr Gatte hatte nichts dagegen einzuwenden. Das Vorhaben der Gräfin überraschte viele, erwies sich jedoch als ein ausgezeichnetes Projekt, da schon im 16. Jahrhundert viele namhafte Wissenschaftler, Philosophen, Literaten und Doktoren nach Tübingen kamen, um dort ihre Studien fortzuführen, und die Universität so sehr schnell an Ansehen gewann. Vielleicht interessiert es Sie, welche zeitgenössischen Berühmtheiten diese Universität besucht haben. Der Bundespräsident Horst Köhler, der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Günter Oettinger, der ehemalige Außenminister Klaus Kinkel sowie der einstige Profi-Fußballer und heutige Hertha-BSC-Berlin-Manager Dieter Hoeneß haben an dieser Universität studiert. Sogar Joseph Ratzinger, unser neuer Papst, Benedikt XVI., war dort. Er hat in Tübingen Theologie gelehrt.« So referierte Kiara, wobei sie auf den letztgenannten Universitätslaureaten besonders stolz war.

Während sie begeistert erzählte, wurde sie von einigen jungen Männern, unter ihnen auch Henning, enthusiastisch beobachtet. Allerdings beruhte diese Begeisterung mehr auf dem Aussehen der Rednerin als auf der geschichtlichen Bedeutung des am Neckar gelegenen Städtchens.

Kiara war eine ausgesprochen anziehende junge Frau. Blonde Locken umrahmten ihr schönes Gesicht, an dem besonders die graublauen Augen auffielen. Aber mehr noch als ihr Gesicht, ihre schönen Augen und ihr langes Haar zogen ihre Brüste, die sich aufgrund ihres engagierten Vortrags noch deutlicher unter ihrer weißen Seidenbluse abzeichneten, Hennings Aufmerksamkeit auf sich. In diesem Augenblick wusste er, dass er sie um jeden Preis haben musste. Im Grunde keine böse Absicht, doch er setzte sich dieses Ziel zu seinem eigenen Vergnügen. In seiner Klinik in Stuttgart, etwa 40 km von Tübingen entfernt, galt er als großer Verführer, dem keine Frau widerstehen konnte.

Als er aber merkte, dass Kiara nicht so leicht zu beeindrucken war wie die meisten anderen Frauen, mit denen er anbändelte und die er als seine »Trophäen« bezeichnete, beschloss er, es langsam angehen zu lassen; aber unter keinen Umständen wollte er zulassen, dass sie ihn abblitzen ließ. Auf der Arbeit schloss er sogar mit ein paar Kollegen, die Kiara auch kannten, eine Wette ab, wie es mit den beiden enden würde. Henning »garantierte« ihnen, dass er sie schon nach zwei Wochen ins Bett kriegen würde. Weit gefehlt! Nichtsdestotrotz fingen die beiden an, sich öfter zu treffen, und Henning belog seine Kollegen, indem er verkündete, er habe inzwischen schon mit Kiara geschlafen, und gewann so die Wette. Hätte Kiara damals die Wahrheit erahnen können, wäre sie jetzt mit Sicherheit nicht mehr mit ihm zusammen gewesen. Später imponierte es ihm, eine derart hübsche Freundin an seiner Seite zu haben, eine Freundin, um die ihn alle seine Kollegen beneideten – was ihn jedoch nicht davon abhielt, sich nebenher mit anderen Damen zu vergnügen –, und er beschloss daher, mit Kiara zusammenzubleiben. Er zog es sogar in Betracht, sie eines Tages zu heiraten. Kiara hingegen gefiel dieser Gedanke überhaupt nicht. Ihrer Ansicht nach waren sie beide noch zu jung, um diesen großen Schritt zu wagen, und außerdem war ihr ihre Arbeit wichtiger als ihre Beziehung mit Henning und der Gedanke, mit ihm eine Familie zu gründen. Sie stellte sich hin und wieder die Frage, ob sie überhaupt irgendwann dazu bereit sein würde, ihr Leben mit ihm zu teilen.

Die Stimme

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