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Die DCSV

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So fand sich Eberhard Arnold im Sommersemester 1905 als Theologiestudent an der Universität Breslau wieder. Glücklich war er nicht, dabei traf er unter den Kommilitonen genügend andere, die mit ihm die Liebe zu Jesus und den Willen zur bedingungslosen Nachfolge teilten. Sammelpunkt für die jungen bekennenden Christen an der Universität war die Breslauer Sektion der Deutschen Christlichen Studenten-Vereinigung, abgekürzt DCSV4. Dort trafen sich Studenten verschiedener Fakultäten mehrmals wöchentlich zu Bibelstunden, besprachen alltägliche Erlebnisse, teilten Freuden und Sorgen. Eberhard Arnold fühlte sich wohl in diesem Kreis, brachte aber nicht das Feuer und Engagement auf wie zuletzt im Bibelkreis und in der Heilsarmee. Er war mit sich unzufrieden, fühlte sich innerlich leer, ärgerte sich über unnütze Debatten und Nichtigkeiten und verzweifelte fast an der Ungeduld, mit der es ihn zu den Armen und Verlorenen hinzog.

Bestätigt fühlte sich Eberhard Arnold durch einen Brief des greisen Heilsarmeegründers und -generals William Booth5. Zwischen Juni 1902 und November 1904 war Booth fünfmal zu evangelistischen Einsätzen (Heilsarmeejargon: „Feldzüge“) in verschiedenen Städten Deutschlands gewesen. Wer ihn wo und wann auf den jugendlichen Eiferer mit der missionarischen und seelsorglichen Begabung aufmerksam gemacht hat, ist nicht mehr auszumachen. Im bewussten Brief jedenfalls hat Booth Eberhard Arnold aufgefordert, in den Dienst der Heilsarmee zu treten.

In einer Aussprache mit den Eltern spielte dieser Brief dann auch eine Rolle, aber er machte auf Carl Franklin und Elisabeth Arnold nicht denselben Eindruck wie auf ihren Sohn. Sie zeigten Verständnis für seine innere Zerrissenheit und seine Selbstzweifel und legten ihm nahe, er möge keine voreiligen Entschlüsse fassen, sondern erst einmal zur DCSV-Konferenz fahren und seine Situation dort mit Freunden beraten.

Die 15. Allgemeine Christliche Studentenkonferenz fand Anfang August 1905 in Wernigerode statt. Eberhard Arnold reiste hin zusammen mit Clara (die somit die Gründungsversammlung der „Deutschen Christlichen Vereinigung studierender Frauen – DCVSF“ erlebte – vier Jahre, nachdem sich die ersten deutschen Universitäten für Frauen geöffnet hatten). Anders als die Blankenburger Allianzkonferenzen, die bereits damals regelmäßig 1.500 und mehr Besucher anzogen, waren die DCSV-Konferenzen familiär und überschaubar: mal 180, mal 250 Teilnehmer aus allen Ecken Deutschlands. Eberhard und Clara tauchten ein in eine herzliche, offene Atmosphäre. Clara Arnold schreibt später von „begeisterter Jesusliebe“, von „tiefer Einheit der Gesinnung“. Hier hörten die Geschwister Ansprachen von General von Viebahn und erlebten den DCSV-Vorsitzenden und Mitgründer Graf Pückler. Hier hat sich Eberhard Arnolds Lebensweg erstmals mit dem von Karl Heim gekreuzt: Heim hielt in Wernigerode ein beeindruckendes Referat zum Thema „Bilden ungelöste Fragen ein Hindernis für das Glaubensleben?“ Noch mehr Gesprächsstoff lieferte ein Gast aus Übersee: der Evangelist R. A. Torrey aus Chicago. Er sprach enthusiastisch über „Die persönliche Erfahrung von der Kraft des Heiligen Geistes“ und von der Erfahrung der „Geistestaufe“ und würzte sein Referat mit beeindruckenden, leider kaum nachprüfbaren Anekdoten aus dem Leben Dwight L. Moodys. Clara Arnold erwähnt Torrey nicht ausdrücklich, bezeugt aber mit vielen anderen Teilnehmern der Konferenz, man habe „die Gegenwart des Heiligen Geistes deutlich spüren“ können. Eberhard Arnold hat Torreys Büchlein „Wie erlangen wir die Fülle der Kraft?“ noch Jahre später sehr geschätzt und weiterempfohlen („Torrey ist in der Tat sehr gut“).

All diese Eindrücke und der Zuspruch jüngerer und älterer DCSV-Genossen halfen Eberhard Arnold, die Unzufriedenheit zu vertreiben und das freudlose Dasein der vergangenen Monate zu beenden. Einige Wochen auf der Nordseeinsel Langeoog im Anschluss an die Konferenz taten das Übrige. Mit Billigung der Eltern setzte er sich von der Familie ab und konnte mit der Natur, mit sich und mit Gott allein sein. Am Ende war er noch immer nicht überzeugt von einer Berufung zum Theologiestudium, aber zumindest bereit, dem Wunsch der Eltern zu folgen und das Studium entschlossen voranzutreiben.

Eberhard Arnold

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