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Harmonie von Anfang an

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Am Palmsonntag, es war der 24. März, begann eine Veranstaltungsreihe mit Bernhard Kühn. Emmy von Hollander versäumte keine der Nachmittags- und Abendveranstaltungen. Abends war Eberhard Arnold auch da. Man wechselte einige Worte. Ebenso am Montag. Am Dienstag begleitete er sie nach Hause. Von Liebe war noch nicht die Rede. Dafür tauschten sich die beiden über den Inhalt der Versammlungen aus, erzählten sich aus ihrem bisherigen Leben, was sie vom Leben mit Jesus erwarteten und was von der Zukunft. Sie verstanden sich sofort. Am Mittwochabend begleitete er sie zur Versammlung. Zu seiner Freude bezeugte sie dort öffentlich, sie habe sich in den vergangenen Tagen für ein Leben mit Jesus entschieden. Auf dem Heimweg erklärte er ihr, seiner Überzeugung nach habe Gott sie zusammengeführt. Er wolle am Karfreitag einen Besuch bei ihren Eltern machen.

Die Hollanders hatten damals eine Wohnung in einem neuerbauten Bürgerhaus in der Dessauer Straße 8a6 am östlichen Stadtrand von Halle, nur ein paar Schritte von dem heute noch eindrucksvollen Wasserturm entfernt. Schräg über die Straße lag und liegt der Nordfriedhof. Die Familie war nicht gerade wohlhabend, oder besser gesagt: nicht mehr. Emmys Vater Johann Heinrich von Hollander war der Sohn des letzten deutschen Bürgermeisters von Riga. Ihre Mutter Monika geb. Otto war die Tochter von Piers Otto, zuletzt Pastor der deutschen lutherischen Gertrudisgemeinde in Riga. Der Stammbaum der Hollanders und Ottos reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück und wimmelt geradezu von Ratsherren, Patriziern und Deutschordensrittern. Aber davon konnte man sich nach der ersten russischen Revolution 1904/05 nichts mehr kaufen. – Johann Heinrich von Hollander war Rechtsgelehrter. Angesichts der Russifizierung unter Zar Alexander III. und um seinen Kindern eine deutsche Erziehung angedeihen zu lassen, war er mit der Familie 1890 nach Deutschland übersiedelt. Zuallererst musste er seine juristischen Examina wiederholen; das fraß einen großen Teil des Familienvermögens auf. Er hatte gehofft, sich in Jena habilitieren zu können, war dort aber beruflich nicht recht vorwärts gekommen. Eine entsprechende Chance bot sich erst 1896 an der Universität Halle. Dort hatten die Hollanders zunächst in Giebichenstein, dann im Vorort Ammendorf gewohnt. Und nun eben in der Dessauer Straße. Die Familie zählte sieben Personen: von sechs Geschwistern Emmys waren die zwei jüngsten früh gestorben. Im Haushalt der Eltern lebten die ältere Schwester Olga (* 1882), Else, die nur elf Monate jünger war als Emmy (* 1885), der Bruder Heinrich („Heinz“, * 1887) und schließlich Monika (* 1888).

Eberhard Arnold

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