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Trennung

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„Der Weg des völligen Glaubensgehorsams muss auch für die Unsern das Beste sein, was wir ihnen geben können. Wir wollen umso mehr beten für die Unsern und liebevoller als je sein“, hatte Eberhard Arnold an Emmy von Hollander vor Ausbruch des Konflikts geschrieben. Wie schwer es beiden fallen würde, die Liebe zu den verständnislosen Eltern zu bewahren, sollte sich rasch herausstellen.

Emmy verbrachte das zweite Halbjahr 1907 überwiegend in einem Pfarrhaushalt in Brumby. Das Verhältnis zu den Pfarrleuten war gut, aber nicht besonders herzlich. Man gewährte ihr (und sie gewährte sich) kaum eine Stunde Pause. Ihre natürlich übersprudelnde Frömmigkeit war der Pfarrfrau manchmal peinlich; sie hatte das Gefühl, sich verstellen zu müssen. Dazu kam nun das unvermeidliche Rätseln, manchmal auch ansatzweise Empörung über die Haltung der Eltern, insbesondere des Vaters: Eberhard Arnold stellte bald fest, dass sein sonst so fröhliches „Amselchen“ nicht mehr singen konnte.

Ihm ging es im Grunde auch nicht viel besser: die Sehnsucht wuchs ins Unerträgliche. Mehrmals musste er in Briefen gestehen, dass er drauf und dran war, sich in den nächsten Zug zu setzen; mehrmals spielte er in Gedanken Treffpunkte und -Termine durch, um sich und ihr solche Überlegungen sofort wieder zu verbieten: „Für unser Wiedersehen habe ich die freudigsten Hoffnungen. – Am 17. oder 24. kannst Du doch unmöglich nach Charlottenburg? Ich rede Dir gar nicht zu. Nach meiner Meinung solltest Du ein Jahr warten (...). Aber lass meine Meinung bitte in solchen Gewissensfragen nicht zu viel gelten ...“ Kommt dazu, dass er die Verfügung der Schwiegereltern vor seiner Familie verheimlicht hatte. Folge: schon bei harmlosen Neckereien der nichtsahnenden Mutter oder der Geschwister verlor er die Fassung, Türen knallten – „ich sehe furchtbar finster aus, wenn ich böse bin. Ich war glücklich, als Jesus und alle mir vergeben hatten“. Kurzum: beide empfanden die Trennung als kaum erträgliche, sinnlose Folter. Die Eltern von Hollander waren aber auch nicht völlig herzlos und litten selbst unter der Entfremdung. Spätestens seit Mitte November hatten die Brautleute Grund, auf ein Wiedersehen zu Weihnachten zu hoffen. Die Zeit bis dahin war noch lang genug. Der Breslauer Hauptbahnhof sah jedenfalls am 22. Dezember 1907 nachmittags – „Ankunft 1.45“ – zwei überaus glückliche Menschen, die sich viel zu sagen hatten. Von da an war der Bann gebrochen; die beiden trafen sich der Entfernung wegen selten genug, aber mit befreitem Gewissen. Die überstandenen „Kränkungen, Verletzungen und Taktlosigkeiten, Anfeindungen usw.“ verstanden sie im Nachhinein als „Stäubchen in der Sonne (...) – Unser Licht kann keiner absperren, weil es Oberlicht ist.“

Eberhard Arnold

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