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Prinzipienstreit im DCSV-Vorstand

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Die zwangsweise Trennung war nicht der einzige Schatten, der sich über das zweite Halbjahr 1907 legte. Ungemach bahnte sich auch im DCSV-Vorstand an. „Es ist eine starke Strömung gegen von Gerdtell, Oestreicher, Still und mich im Entstehen wegen unserer Entschiedenheit“, schrieb Eberhard Arnold Ende Juli an Emmy. Der Anlass: Ludwig von Gerdtell war am Rande der Weltbund-Konferenz der christlichen Studentenbünde in Japan mit DCSV-Sekretär Theophil Mann aneinandergeraten. Mann hatte bezweifelt, dass der 2. Petrusbrief zu Recht dem Neuen Testament zugerechnet wird. Von Gerdtell witterte Verrat an der sogenannten „Basis“ der DCSV und wollte mit Hilfe seiner Freunde im Vorstand eine Erklärung einbringen, die jedes Vorstandsmitglied auf die Anerkennung der ganzen Heiligen Schrift ohne Wenn und Aber verpflichten sollte. – Die alljährliche Studentenkonferenz in Wernigerode verlief noch harmonisch und ermutigend. In der abschließenden Vorstandssitzung allerdings wurde die bewusste Erklärung mit einer Stimme Mehrheit verworfen. Am Rand der Blankenburger Allianzkonferenz Ende August kamen Eberhard Arnold und von Gerdtell überein, beim nächsten Vorstandstreffen die Sache noch einmal ultimativ zur Sprache zu bringen. Eberhard Arnold setzte eine Protesterklärung auf, dass „von einigen Vorstandsmitgliedern die absolute Autorität der Schrift angetastet worden“ sei. „Wenn die Schrift nicht ist, was zwischen den beiden Deckeln steht, wenn der 2. Petrusbrief von einem Betrüger verfasst sein kann, wenn der Kritik von uns keine bestimmten Schranken gesetzt werden, so führt unser dann bloß noch formales Festhalten an der Basis zu einer Unaufrichtigkeit und Heuchelei, die den Geist Gottes von unserer Arbeit fortscheuchen muss.“


„Haus Gnadenfülle“, Allianzkonferenz Bad Blankenburg, Eberhard Arnold in der Bildmitte, Emmy sitzend, 1911

Dieses Papier trägt deutlich die Handschrift Eberhard Arnolds. Der Plan, widrigenfalls eine Art Gegenvorstand auszurufen und dem alten Vorstand das Vertretungsrecht abzusprechen, klingt indessen sehr nach der Streitlust von Gerdtells. Eberhard Arnold klagte denn auch, „dass die Brüder mich durchaus zum Vorsitzenden haben wollen, an Pücklers Stelle. Das bringt mich in große innere Schwierigkeiten“. Emmy hat das abenteuerliche Vorhaben mit keiner Silbe kommentiert. – Die Palastrevolution fand dann doch nicht statt. Was passierte tatsächlich in der entscheidenden Sitzung des nationalen DCSV-Vorstandes am 23. Oktober? Zwar wurde die Protesterklärung behandelt, aber nur abgeschwächt angenommen. Ludwig von Gerdtell nutzte die Gelegenheit zu einem Abgang mit viel Donner und wenig Applaus, indem er alle andersdenkenden Vorstandsmitglieder für Heuchler erklärte, ihnen die Bruderschaft und der DCSV die Zusammenarbeit aufkündigte. Eberhard Arnold dagegen beklagte zwar die „Inkonsequenz, die zur Heuchelei führt“, betrachtete aber alle Vorständler „weiter als Brüder“. Aus dem nationalen DCSV-Vorstand zog er sich zurück; der DCSV blieb er trotzdem engstens verbunden. – An einem Nachhutgefecht im Gemeinschaftsblatt „Auf der Warte“ zwischen Ludwig von Gerdtell und Graf Pückler beteiligte sich Eberhard Arnold nicht.

Eberhard Arnold

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