Читать книгу DIE ENTSCHEIDUNG - BEGEGNUNG MIT EINEM KANNIBALEN - Markus Dubach - Страница 26
1.1.4. Nochmaliger Spitalaufenthalt
ОглавлениеNun wird also ein zweiter Spitalaufenthalt notwendig. Aufgrund der Routine, die sich mittlerweile eingestellt hat, gehe ich die Sache lockerer an. Ich erfahre, dass sich der Aufenthalt in zwei Etappen aufteilen wird, zwischen denen ich nach Hause gehen kann.
Die erste Etappe dient vor allem der Befundaufnahme und der Abklärung wichtiger medizinischer Parameter. Unter anderem wird eine sogenannte Laryngoskopie [12] durchgeführt, mit der man den Zustand und die Funktionstüchtigkeit der Stimmlippen kontrollieren will. Wie bereits erwähnt birgt die Operation, bedingt durch den sensiblen Bereich, in dem sie ausgeführt wird, gewisse Risiken. Dazu gehört unter anderem eine irreversible Lähmung der Stimmbandnerven, welche sich in dauernder Heiserkeit bemerkbar macht. Die Untersuchung fördert keine Auffälligkeiten zutage, sodass ich mir keine allzu großen Sorgen zu machen brauche. Ich kann noch am gleichen Tag nach Hause gehen.
Die zweite Etappe dauert länger und umfasst die eigentliche Operation und unmittelbare Nachsorge. Die Operation dauert etwas über fünf Stunden und verläuft komplikationslos. Die darauffolgende Nacht muss ich zur Beobachtung in der Aufwachstation verbringen. Am nächsten Tag erfahre ich bei der Arztvisite, dass das Gewebe der entfernten Schilddrüsenknoten gutartig sei, was ich mit grosser Erleichterung zur Kenntnis nehme.
Ich erzähle der Krankenschwester von meiner Krebserkrankung und dass ich entgegen allen Empfehlungen und Richtlinien die elektive Lymphknotendissektion [13] – so nennt man die Ausräumung fachmännisch – abgelehnt habe.
»Das ist aber ganz stark« stellt sie anerkennend fest.
»Meinen Sie? Hm, ich habe mir das gar nicht überlegt, aber Sie haben vermutlich recht«, reagiere ich zuerst irritiert, dann aber zustimmend.
Am nächsten Tag beginnt die Hormonsubstitution. Ich erhalte eine Tablette, die ich eine halbe Stunde vor dem Frühstück einnehmen muss. Die Tablette enthält das normalerweise von der Schilddrüse produzierte und in den Blutkreislauf abgegebene Hormon T4 [14], welches den Stoffwechsel reguliert. Es ist ein sehr wichtiges Hormon, denn es sorgt unter anderem dafür, dass aus Kohlehydraten, Eiweißen und Fetten Energie für den Körper gewonnen werden kann. Fehlt dieses Hormon, erfrieren wir innerlich innerhalb weniger Wochen. Auch ein Vorhandensein im Überfluss ist schädlich, weil dadurch der Stoffwechsel auf Hochtouren läuft, mit allen möglichen unangenehmen Nebenwirkungen wie z. B. Bluthochdruck. Eine genaue Einstellung ist also sehr wichtig, zum Glück aber viel leichter zu bewerkstelligen als der Blutzuckerspiegel bei Diabetespatienten. Trotzdem werde ich über zwei Jahre brauchen, bis sich der Spiegel auf einem stabilen und gesunden Niveau eingependelt hat.
Am Freitag kann ich endlich das Spital verlassen. Ich fühle mich zwar nicht besonders wohl, aber auch nicht mehr so schwach wie am Tag nach der Operation, die definitiv ein größerer Eingriff war als die letzte.