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1.1.7. Gesundheitliche Stabilisierung und Rückkehr ins Berufsleben

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Glücklicherweise hat sich die Operation im März 2007 als vorerst letzter chirurgischer Eingriff im Zusammenhang mit meiner Krebserkrankung herausgestellt. Nichtsdestotrotz stellt sich der Weg zurück zu einer stabilen Gesundheit schwieriger dar, als zuerst vermutet. Als besonders hartnäckig erweist sich die Einstellung der Hormonsubstitution, die als Folge der kompletten Entfernung der Schilddrüse notwendig wurde. Die ein paar Tage nach der Operation begonnene Substitution mit einem Monopräparat ist unbefriedigend. Der TSH [19]-Spiegel sinkt nicht wie erwartet in den Normbereich ab, obwohl wir nach jeder Kontrolle die Dosis der T4-Hormonabgabe erhöhen. Die Dosiserhöhungen führen schließlich zu einer Überversorgung mit T4, was auf Dauer auch nicht hingenommen werden kann.

Woran mag es liegen, dass das TSH auf hohem Niveau verharrt? Um diese Frage zu klären, entschließe ich mich im August 2007, einen Endokrinologen beizuziehen. Ich habe eine neue Stelle per 01.09.2007 in Aussicht und möchte so rasch wie möglich wieder fit sein. Ich werde mit Dr. T. fündig und fühle mich da von Anfang an gut aufgehoben.

Mit einer raschen Besserung wird es allerdings nichts. Über einen Zeitraum von fast eineinhalb Jahren versuchen wir erfolglos, die Hormonsubstitution mit einem Monopräparat zu bewerkstelligen. Erst mit dem Wechsel zu einem Kombipräparat (T3 und T4) stellt sich ein Erfolg ein; das TSH sinkt in den gewünschten Bereich ab. Mit mehreren Nachjustierungen erreichen wir im Frühling 2010 endlich eine stabile Einstellung. Entgegen den Aussagen des Chirurgen war es alles andere als einfach, eine befriedigende Substitution zu erreichen. »Nehmen Sie täglich eine Pille und alles ist gut« zerstreute er meine Bedenken vor der Schilddrüsenoperation. Dem war definitiv nicht so.

Neben der Substitution der Schilddrüsenhormone stellen die nach wie vor notwendigen Nachkontrollen bei Dr. H. eine Herausforderung dar. Die Nachsorge dauert zehn Jahre und die Intervalle der Kontrollen hängen vom Stadium der Krebserkrankung ab. Die isolierten Tumorzellen in einem Lymphknoten waren bei mir ja ein Knackpunkt bei der Einteilung in ein Krebsstadium. Wegen dieser Zellen gelte ich immer noch als Stage-3-Patient mit der Folge, dass vierteljährliche und entsprechend umfangreichere Untersuchungen anstehen.

Im Mai 2009 informiert mich Dr. H. darüber, dass die isolierten Zellen in einem meiner Lymphknoten keine prognostische Relevanz mehr haben. Man könne das Kontrollintervall auf sechs Monate erhöhen, da ich nun nicht mehr als Stage-3-Patient gelte. Zudem würde beim Vorliegen von Mikrometastasen keine vorsorgliche Lymphknotenausräumung mehr vorgenommen, da sich mittlerweile gezeigt habe, dass diese Maßnahme das Überleben der Patienten nicht verlängert. [20] Wenn ich das richtig verstehe, wäre die Lymphadenektomie [21] in meinem Fall eine schädliche, mich verstümmelnde Operation ohne irgendeinen Nutzen gewesen. Ich nehme das mit einem gewissen Stolz zur Kenntnis, schließlich bin ich mit der Ablehnung einer zum Zeitpunkt der Diagnose noch empfohlenen Maßnahme ein gewisses Risiko eingegangen und habe damit richtig gelegen. »Ich fand ihre Entscheidung gut und habe sie auch stets respektiert«, kommentiert Dr. H. meine Schlussfolgerungen.

Wir wechseln also die Kontrollintervalle auf sechs und schließlich 2010 auf zwölf Monate. Mit jeder Kontrolle ohne Befund weichen meine Befürchtungen zusehends der Zuversicht, die Krankheit überstanden zu haben. Erst als ich im Juli 2013 zufälligerweise einen Knoten unter der linken Achsel entdecke, werde ich wieder unruhig. Ich konsultiere Dr. H. und wir entschließen uns, den Knoten zu entfernen. Glücklicherweise stellt er sich als Lipom [22] heraus.

Natürlich besteht jederzeit die Möglichkeit, dass ich einen Rückfall erleide oder an einem weiteren Melanom erkranke. Spätmetastasen [23] kommen auch bei dünnen Melanomen [24] vor und die Krankheit ist unberechenbar. Trotzdem bin ich bis jetzt mit sehr viel Glück und etwas Intuition dem Tod entronnen und konnte eine Operation mit möglicherweise gravierenden Folgen verhindern.

Die ganze Rehabilitation dauert weit über meinen beruflichen Wiedereinstieg hinaus an. Das bekomme ich zu spüren, als ich kurz nach Beendigung meiner Probezeit an einer Gürtelrose erkranke. Offenbar hat der Krebs meine Belastbarkeit für eine längere Zeit, als zuerst gedacht, reduziert.

Bevor ich über die Erfahrungen an meinem Arbeitsplatz berichte, die schließlich zu einer Suizidkrise führen werden, erzähle ich im nächsten Kapitel etwas über die Begegnung mit meiner Mutter, die ich am 29. März 2008 kennenlerne. Zu diesem Zeitpunkt bin ich bereits 41 Jahre alt!

DIE ENTSCHEIDUNG - BEGEGNUNG MIT EINEM KANNIBALEN

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