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… fürsorgliches Umfeld

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Im Gegensatz zu vielen Heimkindern darf ich sagen, dass ich auf ein wohlwollendes Umfeld stieß, was mir in meiner Entwicklung sehr geholfen hat. Ich war auch darauf angewiesen, denn ich hatte nicht die besten Startbedingungen ins Leben. Insbesondere die lang andauernde und weit über ein normales Mass hinausgehende Ängstlichkeit und die damit verbundenen Albträume waren ein großes Problem.

Ein Psychologe begleitete mich über Jahre und unternahm wiederholt Anstrengungen, meine Feuerphobie zu therapieren. Das gelang ihm auch nach mehreren Versuchen. Phobien löst man am besten auf, indem man den Betroffenen sorgfältig an das Objekt heranführt, das die Phobien auslöst, in meinem Fall also an das Feuer. Und so gingen wir einmal zusammen zum Sandkasten hinaus. Der Psychologe zündete ein Blatt Papier an und gab es mir in die Hand, mit der Aufforderung, dieses so lange wie möglich zu halten. Das tat ich und von da an waren die Angst vor dem Feuer und die damit verbundenen Albträume verschwunden. Das war für mich eine große Erleichterung.

Er gab der Heimleitung verschiedene Ratschläge, wie der übermäßigen Angst zu begegnen sei: … Ich riet der Heimleitung … zu häufigem Zeichnen an der Wandtafel mit dem Ziel, wenigstens einen Teil der Aggressionsstauung zu lösen … [9] Auf meine Sensibilität angesprochen, schrieb er: … Er ist und bleibt sehr wahrscheinlich ein stark ausgeprägt introvertierter Typ mit einem intensiven, affekt- und fantasiegeladenen Innenleben bei wenig ausgeprägtem Realitätssinn … [10]

Am meisten setzte sich Heidi Bächler für mich ein. Sie war die wichtigste Person für mich bis zu ihrem Tod im Jahre 1978. Sie begleitete mich zum Einschreibungstermin für den Eintritt in die obligatorische Schule und unterstützte mich bei der Vorbereitung auf die Sekundarschulprüfung. Obwohl mittlerweile schwer krank, half sie mir nach dem Übertritt während der Probezeit bei den Hausaufgaben. Sie war es auch, die mein Selbstvertrauen stärkte, indem sie mich ermutigte, einen anspruchsvollen Beruf zu ergreifen. Und sie tröstete mich, wenn ich nachts wegen Albträumen nicht schlafen konnte. Ihr Engagement ist im Vormundschaftsbericht vom Dezember 1972 mit den Worten vermerkt: … Schwester Heidi … hängt sehr an diesem Kind und widmet ihm in jeder Beziehung die volle Aufmerksamkeit … [11].

Weil ich sehr naturverbunden war, bekam ich einen kleinen Garten, in dem ich Blumen anpflanzen konnte, und ich erhielt ab der dritten Klasse Klavierunterricht. Ich baute im Sandkasten ganze Städte und verschlang alle Geschichtsbücher, die sie mir zum Geburtstag schenkten.

Insgesamt haben die Schwestern sich sehr bemüht, mir ein Zuhause zu schaffen, das in einer regulären Familie kaum besser hätte sein können. … Es zeigt sich, mit welcher Hingabe und Liebe dieses Kinderheim geführt wird … Das Kinderheim am Kirchbühl in Konolfingen ist wirklich und in jeder Beziehung das Zuhause von Markus. Dort fühlt sich der Knabe glücklich, geborgen und zu Hause … [12], schrieb der Vormund in einem Bericht. Das sehe ich auch so.

DIE ENTSCHEIDUNG - BEGEGNUNG MIT EINEM KANNIBALEN

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