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Wissenschaftliche Literatur

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Als wissenschaftliche Literatur bezeichnet man alle diejenigen Textarten, die sich mit wissenschaftlichen Methoden einem Thema widmen und bei der eigenen Arbeit Verwendung finden können. Musikalische Nachschlagewerke und Handbücher allgemeinerer Art gehören dazu ebenso wie wissenschaftliche Spezialliteratur und verschiedene Materialien aus dem Internet, die in diese Kategorie fallen können. Die Mindestvoraussetzung für die wissenschaftliche Verwendung eines Textes ist, dass der Autor genannt ist und sich an die Regeln wissenschaftlicher Praxis hält, indem er nachvollziehbar macht, woher seine Informationen kommen und welches Gedankengut nicht von ihm selbst stammt.

Gerade am Studienbeginn ist es dennoch schwer einzuschätzen, bei welchen Büchern oder Texten es sich um wissenschaftlich verwertbare Literatur handelt und welche eher von populärem Charakter und daher mit Vorsicht zu genießen sind. Das gilt in besonderer Weise für Informationsmaterial aus dem Internet wie Artikel aus der Online-Enzyklopädie Wikipedia (siehe S. 33), aber teilweise auch für gedruckte Publikationen. Betroffen sind z.B. auf den ersten Blick wissenschaftlich anmutende, aber häufig schon aufgrund ihrer Konzeption notwendigerweise verkürzende Lexika, wie sie in vielen häuslichen Bücherregalen zu finden sind, oder Komponistenbiografien, die zwar auf zeitgenössischen Quellen aufbauen, aber romanhafte Züge tragen, wenn dem Protagonisten etwa bestimmte Gedanken unterstellt werden.

Bei der Verwendung jedweder Literatur sollte man daher immer kritisch hinterfragen, welche Art von Text man eigentlich vor sich hat. Folgende Fragen können bei der qualitativen Einschätzung von Literatur helfen:

Wer hat den Text geschrieben? Ist der Autor ein erfahrener Wissenschaftler, von dem evtl. schon mehrere Veröffentlichungen zum Thema vorliegen, oder ein ehemaliger Journalist, der sich nun auf historische Romane spezialisiert hat? Es spricht nichts dagegen, den Namen des Autors einmal in die Suchleiste seines Internetbrowsers einzugeben, um etwas über seinen fachlichen oder beruflichen Hintergrund in Erfahrung zu bringen.

Wann wurde der Text geschrieben? Ist der Text gerade erst veröffentlicht worden, oder ist er bereits so alt, dass viele Informationen mittlerweile |31| überholt sein können? Stammt er vielleicht sogar aus einer Zeit, in der auch wissenschaftliche Texte häufig politischen Zwängen oder zweifelhaften Ideologien ausgesetzt waren, etwa dem Nationalsozialismus? In einem solchen Fall darf er nur mit höchster Vorsicht weiterverwendet werden.

Wie ist der Text geschrieben? Wie ist der Schreibstil des Autors? Werden Fachbegriffe unkommentiert verwendet, wie das bei wissenschaftlichen Texten häufig der Fall ist, oder finden sich allzu blumige Formulierungen, die man eher in populären oder gar literarischen Publikationen erwartet? Enthält der Text Fuß- oder Endnoten und ein Literaturverzeichnis (mindestens ein solches ist Pflicht bei wissenschaftlichen Arbeiten aller Art)?

Wozu wurde der Text geschrieben? Welches Ziel verfolgt der Autor mit seinem Text, und wer ist der Adressat? Ob sich der Autor an ein Fach- oder ein Laienpublikum wendet, geht häufig schon aus dem Vorwort hervor.

Wo ist der Text erschienen? In welchem Verlag ist der Text veröffentlicht worden? Handelt es sich um einen wissenschaftlichen Fachverlag wie Bärenreiter oder Cambridge University Press oder um einen Verlag, der vor allem für seine Belletristik-Sparte bekannt ist?

Die Beantwortung dieser Fragen kann einen ersten Hinweis auf die wissenschaftliche Verwertbarkeit von Literatur geben. Dennoch gibt es Publikationen, die nicht eindeutig der einen oder anderen Kategorie zugeordnet werden können, wenn etwa ein renommierter Fachvertreter ein Buch für ein interessiertes Laienpublikum schreibt oder ein autodidaktisch agierender Hobbyforscher zahlreiche nützliche Details auf seiner Homepage veröffentlicht, ohne mit den Regeln des wissenschaftlichen Arbeitens vertraut zu sein. Hier ist jeweils besondere Aufmerksamkeit gefragt, und man sollte auf jeden Fall immer noch weitere Literatur vergleichend hinzuziehen.

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