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Historische Musikwissenschaft

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Die Historische Musikwissenschaft ist das am weitesten verbreitete Teilgebiet des Faches. Noch bis vor wenigen Jahrzehnten konzentrierte sich die Historische Musikwissenschaft fast ausschließlich auf die Kunstmusik der westlichen und westlich geprägten Länder in ihren schriftlich überlieferten Werken. Die Grenzen dieses Gegenstandsbereiches sind in der letzten Zeit vermehrt hinterfragt und durchbrochen worden:

 Wo hört Kunstmusik auf, und wo beginnt Unterhaltungsmusik? Was unterscheidet eine einfach gebaute und inhaltlich anzügliche italienische Canzonetta aus dem 16. Jahrhundert von einem zeitgenössischen Pop-Song?

 Inwiefern zeichnen schriftlich überlieferte Werke ein realistisches Bild der Musikgeschichte des Abendlandes? Weder aus der mittelalterlichen Notation des Gregorianischen Chorals noch aus dem Versuch, einen Beatles-Song mit all seinen sängerischen und instrumentalen Nuancen im Nachhinein in Notenschrift zu übertragen, lässt sich das tatsächliche Klangerlebnis zufriedenstellend rekonstruieren.

 Ist es in einer globalisierten Welt überhaupt noch möglich, musikwissenschaftliche Forschung auf Europa und Nordamerika zu begrenzen? Wie geht man mit zeitgenössischen Werken eines international erfolgreichen asiatischen Komponisten um, ohne die Traditionen asiatischer Musik und Musiktheorie zu kennen und zu berücksichtigen?

|17| Während die Gegenstände musikhistorischer Forschung stärker denn je einem Wandel unterworfen sind und sich vermehrt mit denen der anderen beiden musikwissenschaftlichen Disziplinen vermischen, sind es heute eher die Art der Fragen und die Analysemethoden, in denen sich die Teilbereiche voneinander unterscheiden. Das Forschungsinteresse der Historischen Musikwissenschaft ist in erster Linie diachron, d.h. sie nimmt vor allem historische Zusammenhänge in den Blick. Ihr Ziel ist – wie in allen Geschichtswissenschaften – »das Verstehen von Veränderungen« (Schwindt-Gross, S. 19): Wie entwickeln sich Kompositionstechnik, Musiktheorie oder Aufführungspraxis, musikalische Gattungen oder der Instrumentenbau, wie ändern sich die Rahmenbedingungen für Musiker, seien sie sozialer, politischer, konfessioneller oder institutioneller Natur? Methodisch arbeitet die Historische Musikwissenschaft dabei in der Regel quellenorientiert, sie stützt sich also auf überlieferte Zeugnisse der Vergangenheit (siehe »Grundlagen musikhistorischen Arbeitens«, S. 22).

Literatur

Michele Calella und Nikolaus Urbanek (Hrsg.), Historische Musikwissenschaft. Grundlagen und Perspektiven, Stuttgart 2013

Federico Celestini und Kordula Knaus, »Kapitel 3: Historische Musikwissenschaft«, in: Musikwissenschaft studieren. Arbeitstechnische und methodische Grundlagen, hrsg. von Kordula Knaus und Andrea Zedler, München 2012, S. 113–152

Burkhard Meischein, Einführung in die historische Musikwissenschaft, mit Beiträgen von Tobias R. Klein, Köln 2011

J.P.E. Harper-Scott und Jim Samson (Hrsg.), An Introduction to Music Studies, Cambridge 2009

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