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Adrians zaudernder Cartesianismus

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Dieser Gedanke ist selbstverständlich durch und durch cartesianisch. Nach Descartes ist es das Bewusstsein, das den Menschen vom mechanischen Lebewesen unterscheidet. Descartes ließ das Bewusstsein im Selbstbewusstsein aufgehen. Denn er war der Ansicht, dass Denken – als das wesentliche Attribut des Geistes – definiert ist als „alles, was derart in uns geschieht, dass wir uns seiner unmittelbar aus uns selbst bewusst sind“. Bekanntermaßen ging Descartes davon aus, dass die Grundlage allen Wissens das Bewusstsein einer jeden Person ist, das sie von ihren eigenen Gedanken hat, und demzufolge ihr nicht bezweifelbares Wissen darum, dass sie existiert. In dieser Hinsicht folgte Adrian Descartes, denn er stellte fest:

Ich habe die Kluft zwischen Geist und Materie für einen angeborenen Glauben gehalten. Mittlerweile erkenne ich ganz bereitwillig an, dass ich sie [diese Vorstellung] in der Schule oder später erworben habe. Es fällt mit allerdings schwerer, mein Ego als etwas zu betrachten, das derart aus zweiter Hand stammt. Dass ich existiere, halte ich für sicherer, als dass Geist und Materie verschieden sind.

Von den Geistesgestörten abgesehen, die ‚um den Verstand gebracht‘ sind, begegnet man niemandem, der nicht an seine Eigenständigkeit glaubt, obwohl es viele gibt, die nicht an die Trennung von Geist und Materie glauben. Der Glaube an die eigene Existenz scheint dem Einfluss des Willens kaum zu unterliegen.94

Außerdem sind, fuhr Adrian fort, „Introspektionen fast alles, was wir haben, fast alles, was uns bei der Erforschung des menschlichen Egos die Richtung vorgeben kann“. Die ‚Introspektionen‘ enthüllen uns voraussichtlich die sensorischen, wahrnehmungsbezogenen und emotionalen Bewusstseinsinhalte. Diese (Fehl-)Konzeption stimmt mit der altehrwürdigen von Descartes und den britischen Empiristen überlieferten Tradition überein (siehe 3.6). Es handelt sich bei ihr um eine allgemeine (Fehl-)Konzeption, die für einen Großteil des neurowissenschaftlichen Nachdenkens über diese Themen noch immer charakteristisch ist und besonders bei jenen Neurowissenschaftlern Zustimmung findet, die davon ausgehen, dass es sich bei ‚Qualia‘ um das Kennzeichen des bewussten Lebens handelt – ein Merkmal, das irreduzibel ‚geistig‘ zu sein scheint (für eine detaillierte Erörterung von Qualia siehe 10.3–10.3.5).

Die philosophischen Grundlagen der Neurowissenschaften

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