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Adrians Verwirrungen, das Ego betreffend

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Adrian war überaus zurückhaltend, wenn es darum ging, sich auf irgendeine bestimmte Lehre festzulegen, die die Natur dessen betraf, was er ‚unser Ich‘ nannte. Er zitierte den Neurologen Francis Schiller, der 1951 behauptete, dass das Bewusstsein eine ‚logische Konstruktion‘ ist und das Ich „eine zweckdienliche Abkürzung, eine Kurzfassung der Objektmannigfaltigkeit, aus der heraus es sich entwickelt“ – das „scheint mir eine vernünftige und anstrebenswerte Position zu sein“,95 betonte er nachdrücklich. Denn seiner Ansicht nach ist „der Psychologe […] nicht gezwungen, das altmodisch anmutende Bild von sich als ein mit Bewusstsein und einem eigenen Willen ausgestattetes Individuum zu verwerfen“, denn diese Position misst der introspektiven als auch der physiologischen Darstellung eine gewisse Plausibilität bei, während sie einräumt, dass beide unvereinbar sind. Das heißt Adrian zufolge, dass die beiden Darstellungs- bzw. Zugangsweisen im Laufe der Zeit in Einklang gebracht werden müssen. Aus seiner Sicht wäre es jedoch absurd anzunehmen, dass die wissenschaftliche Darstellungsform Bestand haben wird, ohne sich zu verändern.

Erwähnung verdient, dass diese (im Wesentlichen russellsche) Konzeption zur cartesianischen Auffassung des Ich, die Adrian zuvor billigte, in Widerspruch steht. Man darf wohl vermuten, dass Adrian nicht klar war, was der von Russell herrührende Fachterminus ‚logische Konstruktion‘ ausdrücken soll. Denn wenn das Bewusstsein eine logische Konstruktion ist und das Ich eine zweckdienliche Abkürzung, dann ist das unmittelbare Bewusstsein vom Selbst, das Adrian bestätigt, eine ebensolche Täuschung wie die unmittelbare Bekanntschaft mit dem Durchschnittsmenschen (der Durchschnittsmensch ist unstrittig eine logische Konstruktion). Das ‚Ich‘ und das ‚Selbst‘ betreffende Konfusionen werden uns in Kapitel 12 beschäftigen.

Die philosophischen Grundlagen der Neurowissenschaften

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