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Der Einfluss von Kornhubers Forschung zum Bereitschaftspotenzial auf Eccles

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Die von Kornhuber und seinen Kollegen betriebene Forschungsarbeit zu Veränderungen in dem einer Willenshandlung vorhergehenden elektrischen Potenzial hatte enthüllt, dass das sogenannte Bereitschaftspotenzial bis zu 800 Millisekunden vor dem Einsetzen des Muskel-Aktionspotenzials begann und zu einem stärkeren Potenzial führte, der prämotorischen Positivierung, das 80–90 Millisekunden vor der Bewegung in Erscheinung trat. Die Muster der neuronalen Entladungen projizieren schließlich auf die entsprechenden Pyramidalzellen des Motorkortex und regen diese über die Synapsen dazu an, sich zu entladen, derart geht die Erzeugung des motorischen Potenzials (eine örtlich begrenzte negative Welle) der Entladung der motorischen Pyramidalzellen, welche die Bewegung auslöst, unmittelbar voraus. Die Frage, zu deren Beantwortung Kornhuber mit seiner Forschung beizutragen schien, lautete: „Wie kann das Wollen einer Muskelbewegung neuronale Ereignisse in Gang setzen, die zur Entladung der Pyramidalzellen des Motorkortex und somit zur Aktivierung der Nervenbahnen führen, die die Muskelkontraktion veranlassen?“ (HM 214, dt. 210).

Es ist bemerkenswert, dass Eccles diese Entdeckungen als Vorboten der empirischen Bestätigung einer Form der Geist-Gehirn-Interaktion auffasste, die von Descartes ins Auge gefasst (jedoch anderswo verortet) worden war. Er argumentierte folgendermaßen:

Was geschieht in meinem Gehirn zu dem Zeitpunkt, da die gewollte Handlung gerade ausgeführt wird? Man kann vermuten, dass sich während des Bereitschaftspotenzials ein spezifisches Impulsentladungsmuster in den Neuronen herausbildet, sodass schließlich die Pyramidalzellen in den entsprechenden motorischen Kortexzentren für die Hervorbringung der gewünschten Bewegung aktiviert werden. Das Bereitschaftspotenzial kann als das neuronale Korrelat der Willensabsicht aufgefasst werden. Das Erstaunliche am Bereitschaftspotenzial ist, dass es sich weit ausbreitet und langsam entwickelt. Offensichtlich übt in diesem Stadium des Wollens einer Bewegung der selbstbewusste Geist einen ausgedehnten Einfluss auf die Muster der Modulaktivität aus. Schließlich wird die gewaltige neuronale Aktivität so geformt und gelenkt, dass sie sich auf die Pyramidalzellen in den für die Ausführung der gewünschten Bewegung zuständigen Zonen des Motorkortex konzentriert. Die Dauer des Bereitschaftspotenzials lässt darauf schließen, dass die lange Inkubationszeit, die der selbstbewusste Geist benötigt, um Entladungen in den motorischen Pyramidalzellen hervorzurufen, die aufeinanderfolgende Aktivierung einer großen Zahl von Modulen umfasst. […] Es ist charakteristisch, dass der selbstbewusste Geist nicht mit entschlossen fordernder Stärke auf das Gehirn wirkt. Er nimmt eher tastend und subtil Einfluss – sein Einfluss braucht Zeit, um Aktivitätsmuster auszuprägen, die, während sie sich entwickeln, verändert werden können. (HM 217, dt. 212f.)

Die philosophischen Grundlagen der Neurowissenschaften

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