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Penfields Leistung
ОглавлениеPenfield kannte die von Sherrington an Primaten-Gehirnen durchgeführten Studien zur kortikalen Lokalisation, die oben beschrieben wurden. 1928 ging er nach Breslau, um mit Otfrid Foerster zusammenzuarbeiten und mit dessen Methode der sanften elektrischen Stimulation des Kortex epileptischer Patienten vertraut zu werden, die während der Entfernung des epileptogenen Wundgewebes lokal betäubt waren. Im Verlauf der Prozeduren lernte er, unter Lokal-Anästhesie zu operieren und dabei elektrisch zu stimulieren, was die Identifizierung des sensorischen und motorischen Kortex ermöglichte und dem chirurgischen Eingriff auf diese Weise die Richtung vorgab. Diese Technik sollte durch Penfield zu außergewöhnlich erfolgreicher Anwendung gelangen, und zwar in Montreal, wo er 1934 das berühmte Montreal Neurological Institute at McGill University begründete, das sich der Erforschung und chirurgischen Behandlung der fokalen Epilepsie widmete. Eine derartige Stimulation machte es möglich, die Position des sensomotorischen Kortex und des für die Sprache zuständigen Kortex exakt zu lokalisieren, sodass diese unverzichtbaren Areale während der operativen Entfernung geschont werden konnten. In einigen Fällen konnte es geschehen, dass die Stimulation den erregbareren epileptogenen Kortex aktivierte und einen Teil der üblicherweise auftretenden Anfallsmuster reproduzierte. Das erlaubte es dem Chirurgen, die Lage des physiologisch gestörten epileptischen Schwerpunkts zu ermitteln. Penfields Meisterschaft in diesen Abläufen schlug sich in der Folge in einer Reihe von Monografien über Gehirnchirurgie bei Epilepsie nieder.
Im Jahre 1938 bemerkte Penfield, dass die Stimulation bestimmter Teile des temporalen Kortex bei Patienten gelegentlich eine lebhafte Erinnerung an zurückliegende Erfahrungen bewirkte. Es wurde deutlich, dass fast die Hälfte der von Epilepsie heimgesuchten Patienten Anfälle hatte, die nachweislich von dem einen oder dem anderen Temporallappen ausgingen. Diese Arbeit zur Temporallappenepilepsie führte zu sehr wichtigen Feststellungen, die den Hippocampus und die Gedächtnisfunktion betrafen als auch deren Kortexlokalisation. Bis 1951 hatte Penfield zusammen mit Milner zeigen können, dass die Entfernung eines Hippocampus im Mittelteil des Temporallappens das Gedächtnis der Patienten massiv durcheinanderbrachte, später wurde bei ihnen eine Beeinträchtigung im gegenüberliegenden Hippocampus entdeckt. Der beidseitige Funktionsverlust des Hippocampus führte bei diesen Patienten mithin dazu, dass sie vollständig unfähig waren, irgendeine post-operative Begebenheit in Erinnerung zu behalten. Dieser Gedächtnisverlust war von keinem wie auch immer gearteten Intelligenzverlust begleitet und auch nicht vom Ausfall des Aufmerksamkeitsvermögens. Penfields Analysen der elektrischen Stimulation des Kortex von 1.132 Patienten, die sich einer chirurgischen Behandlung unterzogen, haben unsere Erkenntnisse über die funktionale Lokalisation in großartiger Weise vermehrt, insbesondere was das Gedächtnis angeht und das den Menschen allein auszeichnende Vermögen, die Sprache.