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2 Sing (bloß nicht) meinen Song! Wir sind Helden, Helene Fischer und De Höhner gegen die NPD

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Der Einsatz von Hits im Wahlkampf ist heute, rund 30 Jahre nach Ronald Reagans Born in the U.S.A.-Eklat, gang und gäbe. Doch was man 1984 noch grimmig-erleichtert als „netten Versuch“ zu den Akten legen durfte, kann man bei der NPD des 21. Jahrhunderts nur als dummdreist werten. So verwendete der Landesverband Thüringen der extrem rechten Partei bei seinen Wahlkampfveranstaltungen 2014 gleich einen ganzen Sack voll aktueller Songs aus den Charts, selbstredend ohne Genehmigung. Dabei handelte es sich bevorzugt um Songs, die jemanden feiern oder einen spannungsgeladenen Moment zelebrieren – mit Titelzeilen, die sich wunderbar aus dem Songkontext herauslösen und für die eigenen Zwecke missbrauchen lassen: Auf uns von Andreas Bourani beispielsweise, ein Song, der auch im Fußball-WM-Fieber prima funktionierte, Wenn nicht jetzt, wann dann von De Höhner, natürlich Atemlos durch die Nacht von Helene Fischer oder auch Gekommen um zu bleiben von Wir sind Helden.

Besonders eklatant war die Vereinnahmung im letzten Fall – denn während man Andreas Bourani, De Höhner oder Helene Fischer sowohl musikalisch als auch politisch einem diffusen Mainstream zurechnen kann, sind Wir sind Helden eindeutig im linken politischen Spektrum angesiedelt. Und nicht nur das: Wie schon der ironische Bandname andeutet, hinterfragen sie auch selbstkritisch ihre Rolle als Aushängeschilder einer Bewegung, ihre Funktion als Stars. Kein Wunder, dass die Helden die Ersten waren, die rechtliche Schritte gegen den NPD-Landesverband einleiteten, Helene Fischer und De Höhner zogen nach.

Pikant am Rande: Gekommen um zu bleiben enthält durchaus Zeilen, die die NPD-Verantwortlichen, hätten sie genauer hingehört, ins Grübeln gebracht hätten. Zum Beispiel darüber, ob man den Song tatsächlich im Wahlkampf einsetzen sollte: „Gekommen um zu bleiben, wie ein perfekter Fleck/Gekommen um zu bleiben, wir gehen nicht mehr weg/Ist dieser Fleck erst in der Hose, ist er nicht mehr rauszureiben …“

Kann man eigentlich über Textzeilen stolpern? Aber ja doch, wie dieses Beispiel wunderbar beweist.

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