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9 Wir lassen uns das Strahlen nicht verbieten: Timbuk 3, The Future’s So Bright, I Gotta Wear Shades

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Ganz klar: Wer an der Oberfläche bleibt, dem entgeht das Wesentliche. Das gilt auch für den Umgang verschiedener Radio-DJs mit The Future’s So Bright, I Gotta Wear Shades, einem Hit der amerikanischen Band Timbuk 3. Der gefällig rockende Song aus dem Jahr 1986 ist ein regelrechter Ohrwurm, im Text malt sich ein Student seine berufliche Zukunft aus. Seine Gedanken und Gefühle werden in kurzen Strophen geschildert, die jeweils in den gleichbleibenden Refrain münden: „Things are going great, and they’re only getting better/I’m doing all right, getting good grades/The future’s so bright, I gotta wear shades.“ Also: „Alles läuft prima, und es wird immer besser/Ich schlage mich gut und kriege gute Noten/Die Zukunft ist so strahlend, dass ich ’ne Sonnenbrille tragen muss.“

Das klingt im Vorbeihören recht positiv. Bedenkt man allerdings, dass hier ein Student der Atomwissenschaft spricht, sind ernste Zweifel angebracht. Eine „strahlende Zukunft“, die sich nur mit Sonnenbrille ertragen lässt? Das hat etwas Makabres. Der Student entlarvt sich denn auch gleich in der ersten Strophe als reichlich naiver Zeitgenosse. Sein Studium genießt er völlig kritiklos, und den stets eine dunkle Sonnenbrille tragenden Dr. Seltsam da vorn an der Tafel erlebt er nicht etwa als Bedrohung oder als Menschen, der etwas zu verbergen sucht, sondern ausschließlich als schrillen Spaßfaktor: „I study nuclear science, I love my classes/I got a crazy teacher, he wears dark glasses.“

Nach dem Studium erwartet den angehenden Akademiker ganz offensichtlich ein gut bezahlter Job. Über die bevorstehende Herausforderung und möglicherweise anstehende Gewissensfragen macht er sich keine Gedanken. Stattdessen ist für ihn entscheidend, dass er mit rund 50.000 Dollar Jahresgehalt genug Geld zur Verfügung haben wird, um sich so anspruchsvolle Vergnügungen wie Sauftouren leisten zu können: „I’ve got a job waiting for my graduation/Fifty thou a year – buys a lot of beer.“ Viel Bier als rosige Aussicht … sind das vielleicht schon erste Anzeichen einer Flucht vor der Realität? Dass unser „Held“ tatsächlich an einer verzerrten Selbstwahrnehmung leidet, zeigen die letzten Verse, in denen er sich als Spanner mit Röntgenaugen entlarvt – als nur vermeintlich glücksverwöhnter, abgeklärter Nerd mit massiver Persönlichkeitsstörung und als Opfer gefährlicher Mutationen: „Well I’m heavenly blessed and worldly wise/I’m a peeping-tom techie with x-ray eyes.“

Nun würde es zu weit gehen, das Stück als engagiertes Statement gegen Atomkraft oder gar als dezidierte Warnung vor dem atomaren Super-GAU aufzufassen. Wahre Aufrüttelsongs sind anders gestrickt. Dennoch handelt es sich um ein anspruchsvolleres Stück Unterhaltungsmusik, das unter seiner einnehmenden Oberfläche ein gehöriges Maß an Pessimismus, wenn nicht gar Zynismus transportiert. Trotzdem wurde The Future’s So Bright … von Radiostationen rund um den Globus vor allem als Gute-Laune-Stimmungslied gespielt. „Nachdem der Song überall so viel Anklang fand“, gaben die Künstler bereits 1987 beispielhaft zu Protokoll, „wurden wir zu einer Sendung eingeladen, interviewt etc., und dieser DJ brüllte ins Mikro: ‚Hier das neue Ding, ein wunderschöner optimistischer Happy-Song der neuen Band Timbuk 3.‘ Die Leute sind also über ‚The Future Is Bright‘ überhaupt nicht hinausgekommen und fanden einfach die Musik schön.“ Das hat sich bis heute nicht geändert.

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