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Ichentwicklung61

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Das Ich ist die zentrale Schaltstelle der seelischen Prozesse und Funktionen. Es stellt die Koordination der verschiedenen Interessen und Strebungen dar. Es steuert die motivationalen Prozesse der Triebabfuhr und der Affektregulation und vermittelt zwischen den verschiedenen psychischen Bereichen (Instanzen, Kap. 2.1.3) sowie zwischen innen und außen. Seine regulierenden Kräfte sind die Affekte, z. B. Angst und Schuldgefühle, Lust und Unlust. Das Ich ist in der psychoanalytischen Persönlichkeitslehre die zentrale Instanz, welche die psychische Homöostase durch eine Reihe von Funktionen und Fähigkeiten aufrechterhält. Dazu gehören

• Ichfunktionen wie Wahrnehmung, Denken, Abwehr. Sie beruhen auf einer konstitutionellen Grundlage und werden durch biologische Reifung und interaktionelle Erfahrungen (Lernen) ausdifferenziert. Für das Denken besteht eine interessante Theorie, welche die Aktivierung der Denkfunktion als einen interaktionellen Prozess beschreibt (s. unten).

• Basale strukturelle Fähigkeiten der Selbst- und Beziehungsregulation ( Kap. 2.1.3). Sie haben eine Basis in den konstitutionell angelegten Grundbedürfnissen, z. B. denen nach Sicherheit und Bindung, und werden in den ersten Lebensmonaten durch fördernde Beziehungserfahrungen ausgeformt. Dabei spielen Identifikationen eine bedeutende Rolle. Negative Erfahrungen beeinträchtigen ihre Entwicklung, sodass strukturelle Defizite zurückbleiben.

Die entscheidenden Phasen der Ichentwicklung sind bereits mit eineinhalb bis zwei Jahren abgeschlossen, wenn mit dem Ausklingen der frühen intentionalen Phase das explizit-deklarative, episodische Gedächtnis entsteht und die Basis für das begriffliche Denken angelegt wird.62 Dieser Zeitpunkt ist durch die Anerkennung der Getrenntheit des Selbst von den anderen und die Fähigkeit einer reifen Realitätserfassung mit der Integration von widersprüchlichen Wahrnehmungen verbunden, die in der davor liegenden Frühentwicklung noch durch Spaltung auseinandergehalten wurden. In dieser Zeit vollzieht sich auch ein allmählicher Wechsel von der Spaltungs- zur Verdrängungsabwehr ( Kap. 2.1.2).

Allerdings erfährt ein spezieller Ichanteil, das Überich, seine überdauernde Funktion mit realistischen Verbots- und Idealvorstellungen erst mit der Lösung des sog. Ödipuskomplexes. Damit wird die Entwicklungskrise im vierten bis sechsten Lebensjahr bezeichnet, mit der das Kind den ersten Zyklus seiner Entwicklung abschließt und in die sog. Latenzzeit eintritt ( Kap. 2.3.5).

Psychotherapie und Psychosomatik

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