Читать книгу Haus in Flammen - Mischa Kopmann - Страница 15

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Es sprach sich herum, dass ich Klavier spielen konnte. Auf der Hochzeit eines Kollegen meines Vaters, auf der ich auf ausdrücklichen Wunsch den Hochzeitsmarsch aus dem Sommernachtstraum von Mendelssohn und ein paar Beatles-Songs gespielt hatte, sprach mich der Pastor an. Er fragte, ob ich nicht Lust hätte, hin und wieder zu besonderen Gelegenheiten – Ostern, Pfingsten, Erntedank, Weihnachten, Neujahr – in der Kirche zu spielen. Der Kantor könne sich dann ganz auf den Chor und die Orgel konzentrieren.

Zusammen mit zwei armenischen Brüdern an Geige und Cello spielte ich an Himmelfahrt einige Stücke aus dem Himmelfahrtsoratorium von Bach. Von allein wäre ich niemals dort hingegangen. Obwohl ich es mochte, in der Kirche zu sein. Ich mochte die Lichter. Ich mochte die Lieder, die die Gemeinde sang. Nun ja, manche der Lieder. Ich mochte die Stille. Den Ernst, die Würde, das Feierliche. Ich mochte die Überzeugung, die der Pastor an den Tag legte beim Versuch, das Unmögliche möglich zu machen und die Gemeinde im Rahmen der Predigt daran zu erinnern, was das geschriebene Wort bedeutete und wie es sich im Hier und Jetzt anwenden ließ. Innere Einkehr. Nächstenliebe. Liebe. Ich sah, wie die Gemeinde sich wand, im Sonntagsstaat, unter den salbungsvollen Worten, bevor sie hinausdrängte durch die weit offenen Türen, wie das sprichwörtliche biblische Kamel sich durchs Nadelöhr zu zwängen sucht, die Orgelmusik im Rücken, einen sorgsam gefalteten Schein in der Hand für die Kollekte, bevor sie in ihren dicht an dicht geparkten SUVs verschwanden in alle vier Himmelsrichtungen. Moderne Reiter der Apokalypse.

So kam es, dass ich in die Kirche kam, immer mal wieder, an hohen christlichen Feiertagen.

Ein Himmelfahrtskommando, fürwahr!

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