Читать книгу Der Diwan - Mohammad Schemsed-Din Hafis Hafis - Страница 63
LXXIII.
ОглавлениеAußer deiner Schwelle hab’ ich
Keinen Zufluchtsort,
Außer deiner Türe leg’ ich
Nirgends hin mein Haupt.
Wenn der Feind den Säbel ziehet,
Werf’ ich weg den Schild,
Keinen andern Säbel kenn’ ich
Als das Wehgeschrei.
Warum soll ich von der Schenke
Wenden mein Gesicht?
Auf der ganzen Erde gibt es
Keinen bessern Weg.
Wirft in meinen Lebensspeicher
Einen Brand das Los,
Sage zu der Flamme, brenne,
Ich verliere nichts.
Ich bin ein getreuer Sklave
Des Narzissenaugs,
Das im Rausch des Übermutes
Keinen angeschaut.
Überall seh’ ich die Straße
Von Gefahr umstrickt,
Außer deinen Locken weiß ich
Keinen Zufluchtsort.
Herr der Schönheit! reite langsam
Mit gehaltnem Zaum,
Denn es ist am Wege keiner,
Der nicht Klagen hat.
Tue keinem was zu Leide,
Tu sonst, was du willst,
Außer dieser gibt es keine
Sünde im Gesetz.
Unrecht liegt mit offnen Flügeln
Auf der ganzen Stadt,
Wo ist dann des Wuchses Bogen
Wo der Pfeil des Augs?1
Gib den Herzensschatz Hafisens
Nicht dem Haar und Mal;
Denn nicht alle Schwarze wissen
Sorglich umzugehen.2
1Wo ist denn der Rächer des unterdrückten Rechtes! Die Ungerechtigkeit liegt wie ein ungeheurer Raubvogel mit ausgebreiteten Flügeln auf der Stadt. Wo ist Pfeil und Bogen, dieselbe zu verscheuchen? Wo der Pfeil der Wimpern meines Geliebten? Wo der Bogen seiner Brauen?
2Haar und Mal sind zwei Mohren; wie man weiß, sind an den Höfen des Morgenlandes die Schatzhüter gewöhnlich schwarze Eunuchen, welche das Kostbarste, nämlich die Kleinodien des Reichs und des Harems bewahren. Hafis warnet sich selbst, seinen Herzensschatz nicht aufs Geratewohl den beiden Schwarzen, dem Haar und Mal, anzuvertrauen, weil nicht alle Schwarzen damit sorglich umzugehen wissen.