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Ist die vegane Ernährung immer zu 100 % frei von Tierprodukten?

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Liest man die Definition des Veganismus nach der Vegan Society, wird deutlich, dass eine vegane Ernährung grundsätzlich auf alle Produkte verzichtet, die ganz oder teilweise von Tieren stammen. Damit ist für die meisten Personen diese Frage auch abgehakt und in den allermeisten Fällen muss hier auch nicht länger diskutiert werden; wenngleich es mehr von theoretischer als praktischer Relevanz ist, soll dennoch folgender Sonderfall adressiert werden: Wie wird mit dem unwahrscheinlichen Fall umgegangen, wenn sich herausstellen sollte, dass es doch Menschen gäbe, die aus welchem Grund auch immer tatsächlich auf tierische Nahrung angewiesen sind?

Hierzu sei auf die Passage der Veganismus-Definition der Vegan Society verwiesen, nach der tierische Produkte »so weit wie möglich und praktisch durchführbar zu vermeiden« sind. Erforderlich ist in diesem (fiktiven) Szenario also, dass die Form der Tierproduktnutzung keine unfaire Nutzung ist (also so wenig wie möglich und so harmlos wie möglich), sodass von einem möglichst fairen »Deal« gesprochen werden kann. Die schlachtungsfreie Haltung von Hühnern zur Gewinnung von Eiern wäre ein solches Beispiel und wäre in einem echten Bedarfsfall (und nur in diesem) mit dem Veganismus vereinbar. Es geht beim Veganismus nicht um pure Selbstaufgabe und Aufopferung, es geht vielmehr darum, das eigene gesunde Überleben, soweit es irgendwie möglich ist, nicht zulasten anderer Lebewesen zu gewährleisten. Nicht mehr und nicht weniger. Dementsprechend hält auch die Vegan Society ausdrücklich fest, dass vegan lebende Menschen beispielsweise nicht-vegane Medikamente nehmen sollen, wenn diese von einem Arzt als notwendig verschrieben werden und es keine Alternative zu diesen gibt, denn tote Veganer*innen helfen den Tieren nicht.25

Diesbezüglich muss mit aller Deutlichkeit nochmals die wissenschaftliche Datenlage herausgestellt werden, welche zeigt, dass nicht davon auszugehen ist, dass es Menschen gibt, die (zumindest in westlichen Ländern mit ausreichender Verfügbarkeit an Nahrungsergänzungsmitteln für kritische Nährstoffe) zwingend auf den Verzehr tierischer Lebensmittel angewiesen sind (siehe Kapitel 18). Daher wird in Bezug auf den Veganismus im allgemeinen Sprachgebrauch auch zumeist von einer rein pflanzlichen Ernährung gesprochen (wobei diese auch bakterielle Produkte sowie Pilze enthalten kann, die keine Pflanzen sind). Tierische Produkte besitzen grundsätzlich kein Monopol auf irgendeinen überlebensnotwendigen Nährstoff, und sämtliche Nährstoffe, die überwiegend oder ausschließlich in tierischen Produkten vorkommen, können im Rahmen einer veganen Ernährung über angereicherte Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden. Die Möglichkeit des Verzehrs von tierischen Produkten in gewissen Lebensumständen oder im Falle einer speziellen genetischen Disposition oder Erkrankung mit schwerwiegenden Einflüssen auf den Nährstoffbedarf ist daher also lediglich der Vollständigkeit halber erwähnt. Hierzulande ist aufgrund des reichhaltigen Lebensmittelangebots und der gut verfügbaren Supplemente nach derzeitigem Kenntnisstand nicht davon auszugehen, dass tierische Lebensmittel in irgendeiner Phase des Lebenszyklus aus gesundheitlichen Gründen zwingend einen Teil des Speiseplans bilden müssen.26,27 Durch zukünftige Technologien wie die Cellular bzw. Acellular Agriculture28 werden aber ohnehin auch tierische Lebensmittel wie Fleisch, Milch, Käse und Eier ohne Ausbeutung des Tieres produziert werden können, und somit gibt es selbst im unwahrscheinlichen Fall der gesundheitlichen Notwendigkeit für den Konsum tierischer Lebensmittel auch in seltenen Extremfällen eine ethisch vertretbare Option, diese Lebensmittel ohne den Umweg über das Tier zu produzieren.29

Vegan ist Unsinn!

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