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II. Mediale Besonderheiten

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Wie die Tafel-, die Wandmalerei und die Zeichnung erzeugt auch die Buchmalerei Bilder auf der Oberfläche eines materiellen Bildträgers. Die Farbigkeit des Bildes (inklusive des Sonderfalls der Grisaille, der Grau-in-Grau-Malerei) hat sie mit den übrigen Untergattungen der Malerei gemeinsam; die Monochromie einer auf linearen Bildstrukturen beschränkten Bildanlage teilt sie hingegen mit der Feder- oder Tuschezeichnung. Was aber unterscheidet sie dann von diesen anderen Medien?

Villard de Honnecourt

Zur Beantwortung dieser Frage sei das in die Jahre um 1235 datierte, in der nordfranzösischen Kunstlandschaft entstandene Skizzenbuch (Bauhüttenbuch) des Villard de Honnecourt (Paris, Bibliothèque nationale de France, Ms fr. 19.093) herangezogen. Von dessen ursprünglich 65 dicken Pergamentblättern blieben 33 erhalten. Sie zeigen in 325 Federzeichnungen architektonische Konstruktionselemente und Schmuckformen, geometrisch-mathematische Schemata sowie eine Reihe figürlicher, ornamentalisierter Darstellungen: Dabei handelt es sich um stellenweise mit Bister und Pinsel lavierte Vorlagen, die in einer gotischen Bauhütte gebraucht und an den Nachwuchs weitergegeben wurden. Zu den einzelnen Zeichnungen finden sich bald längere, bald kürzere Beischriften.

Musterbücher

Dieses Werk des 13. Jahrhunderts ist das bekannteste Beispiel eines Manuskripttypus, der ursprünglich für den Gebrauch in mittelalterlichen Bauhütten entstand und dann seit dem 15. Jahrhundert in die gedruckte Version überwechselte: das Musterbuch. Villards Bauhüttenbuch gehört zu diesem Manuskripttypus, den auch beispielsweise Maler und Goldschmiede in ihrem Werkstattbetrieb als Mustervorrat und als Anleitung für Gehilfen und Schüler verwendeten. Dass man diese Blätter samt ihren Illustrationen nicht direkt zur Gattung der Buchmalerei zählt, liegt an ihrer ureigenen Zuordnung von Bild und Schrift. Denn bei ihnen ist das Bildmaterial der Primärfaktor, dem die Schrift, sofern überhaupt vorhanden, nur als knappe Erläuterung beigegeben ist (bei den späteren, gedruckten Traktaten kann das Verhältnis ausgewogener sein, doch diese haben uns nicht zu beschäftigen). Im Kontext der Buchmalerei hingegen begleitet das Bild – samt dem ganzen Apparat dekorativer Elemente – den Text funktional und formal, wenngleich es immer wieder versucht, auch hier seinen Eigenwert auszuspielen. Zunehmend ging die Tendenz zur Bestätigung der Schrift durch das Bild, bis hin zu deren partnerschaftlicher Allianz! Gerade dies machte illuminierte Bücher zu einer geistigen Waffe sondergleichen. Aus diesem Grund sind die jeweiligen Illuminationen ohne ihr spezifisches Arrangement im Text und im Gesamtlayout nicht zu verstehen ist. Bevor man sich als Leser und Betrachter also den Illuminationen zuwendet, muss man sich deshalb mit der Gesamtheit des Buches, seiner einschlägigen Bedeutungsdimension ebenso wie seinen bildkompositorischen Vorgaben, auseinandersetzen.

Buchmalerei verstehen

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