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Papier

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Papier (der Name leitet sich missverständlicherweise vom „Papyros“ ab) aus Pflanzenfasern und gerissenen Lumpen („Hadern“) ist eine Art Filz aus pflanzlichen Fasern. Diese werden, nachdem man sie aus ihrem organischen Verband herausgelöst und fein zerteilt hat, in Wasser aufgeschwemmt und durch Entwässern auf einem Sieb zum Papierblatt verdichtet. Man schöpft also das Papier auf bestimmte siebartige Formen, die Größe eines Blattes entspricht der benutzten Form (daraus entstand der Begriff „Format“; der Bogen ist ein in der Mitte umgebogenes Blatt). Was sich so einfach anhört, basiert auf einer anspruchsvollen Technologie, auch wenn der Produktionsvorgang bei weitem nicht mit der aufwendigen Pergamentherstellung zu vergleichen ist.

Papier-eine chinesische Erfindung

Die Technik der Papierherstellung war in China entwickelt worden, und zwar im 2. bis 1. Jahrhundert v. Chr. während der Regentschaft der westlichen Han-Dynastie. Als Ausgangsmaterial dienten Hanffasern, später Bastfasern, die durch das Gießen des Rohstoffs auf schwimmende, gewebte Siebe, dann durch Schöpfen mit flexiblen Bambusmatten zum Blatt verfilzt wurden. Von China her setzte sich die Papiermacherei in Korea und Japan durch. Über chinesische Kriegsgefangene in Samarkand wanderte das Wissen um die Papierfabrikation schließlich in den arabischen Kulturkreis, wo der Kalif Harun al Raschid um 800 seine Kanzleien in Bagdad veranlasste, von Papyrus beziehungsweise Pergament auf Papier überzugehen. Im weiteren Verlauf ihrer Geschichte bevorzugte dann die Buchmalerei der islamischen Welt, anders als die abendländische, das Papier.

Büttenpapier

Im Abendland finden sich – angeregt durch die Araber – Papierurkunden des 10. Jahrhunderts im maurischen Spanien und im Sizilien des 11. Jahrhunderts. Doch das blieben zunächst Ausnahmen. Denn neben der „unappetitlichen“ Abfallverwertung aus Lumpen trug das Papier im Westen noch lange und schwer an seiner muslimischen Provenienz: Dem Glaubensfeind, der seine Schriftkultur mehr und mehr dem Papier anvertraute, taten es die Christen nur ungern gleich. Freilich, aufzuhalten war der Prozess nicht mehr, wenngleich er im Früh- und Hochmittelalter nur schleppend verlief. Zug um Zug gewann die Papierherstellung ökonomisch und technisch ein höheres Niveau. Man benutzte in Europa bald nur noch zerrissene Leinenhadern, die man in von Wasserkraft angetriebenen Stampfwerken aufbereitete. Um die Saugfähigkeit des Papiers einzuschränken und damit das spätere Verfließen der Beschreibtinte zu verhindern, führte man eine tierische Leimung ein. Eine weitere Neuerung war eine starre Schöpfform aus Draht, mit der man aus der Bütte schöpfte: Resultat war das Büttenpapier. Ausgangspunkt dieser die Arbeitsteilung zwischen Schöpfer, Gautscher und Leger voraussetzenden Innovationen war ab 1256 die norditalienische Stadt Fabriano.

Gutenberg

Ab circa 1427 spezialisierte sich im elsässischen Hagenau eine Gruppe bürgerlicher Schreiber und Illustratoren auf die schnelle und kostengünstige Verbreitung von Papier-Handschriften, mit gleichartiger Bebilderung aus kolorierten Federzeichnungen und mit gut lesbaren Schrifttypen. Es handelte sich um die Werkstatt des Schreibmeisters Diebold Lauber, die bis etwa 1471 nachweisbar ist – in der Endphase scheint man ihre „seriell“ anmutenden Produkte als zu konform mit Druckausgaben empfunden und deshalb gleich auf Letztere zurückgegriffen zu haben. Wie auch immer, mit dem Ende des 15. Jahrhunderts begann Papier das Pergament zu verdrängen. Die Ausbreitung des Schrift- und Kanzleiwesens und die Geschäfts-, aber auch die Lesebedürfnisse des aufstrebenden Großbürgertums hatten einen enormen Aufschwung des Gewerbes zur Folge. Dennoch hielt man für Bibelausgaben, liturgische Bücher und besonders schöne Bilderhandschriften weiterhin an dem „edleren“ Pergament fest. Selbst nach Johannes Gutenbergs Experimenten mit dem Buchdruck seit 1436, die rund zwanzig Jahre später zu seinem berühmten Bibeldruck führten, wurde das Pergament dort beibehalten, wo man hochrepräsentative Bücher herstellen wollte, sogar dann, wenn sie gedruckt waren (auch von der Gutenberg-Bibel wurden circa dreißig auf Pergament gedruckte Exemplare ediert).

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