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Gold- und Silberschrift

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Die Prunkmanuskripte der karolingischen Hofschule waren (mit einer einzigen Ausnahme) in Goldschrift geschrieben. Nicht zuletzt dadurch wurde die sakramentale Kraft der „kodifizierten“ Heilsvermittlung veranschaulicht.

Gold- und Silberschrift

Gold- und Silberschrift auf purpurfarbenem Pergament kannte bereits die Spätantike für ihre Luxushandschriften. Die ältesten erhaltenen Beispiele datieren ins 5. nachchristliche Jahrhundert: ausnahmslos biblische Texte, meistens griechische, lateinische oder auch gotische Ausgaben der Evangelien. Ein berühmtes Beispiel für die zuletzt genannte Version findet sich mit dem Codex Argenteus Upsaliensis in der Universitätsbibliothek des mittelschwedischen Uppsala (DG. 1): Die Handschrift beinhaltet die gotische Bibelübersetzung des Ulfila. Sie wurde kurz nach 500 in Ravenna für König Theoderich in silberner und teilweise auch goldener Unziale, einer griechischen und römischen Buchschrift aus gerundeten Großbuchstaben, auf purpurgefärbtes Pergament geschrieben. Zu Schriften aus Gold und Silber, die sich auch am byzantinischen Hof größter Beliebtheit erfreuten, griffen dann erneut angelsächsische Skriptorien ab der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts. Ein bekannter Fall ist der Codex Aureus (Stockholm, Königliche Bibliothek, Ms A. 135), der um 750 in Canterbury entstand: Auf abwechselnd naturbelassene und purpurfarbene Pergamentblätter wurden mit roter und schwarzer beziehungsweise goldener, silberner und weißer Tinte Unzialbuchstaben gesetzt.

Die Wertschätzung der Gold- und Silberschriften spiegelt sich generell in den Traktaten und Werkstattbüchern wider: So sind im Leidener Papyrus X, der Ende des 3. oder Anfang des 4. nachchristlichen Jahrhunderts im Kreis griechischer, jedoch in Ägypten ansässiger Handwerker entstanden sein dürfte, allein vierzehn Rezepte für die Herstellung von Gold- und Goldersatztinten aufgenommen. Einige tauchen wieder in der um 800 in Italien verfassten Handschrift Lucca auf. Unter den 109 Anweisungen zum Färben, Vergolden, zur Herstellung von Farben und zur Metallverarbeitung finden sich in diesem Traktat auch zehn Rezepte für Gold- und Silbertinten und deren Ersatztinten sowie Verfahren zur Gewinnung von Blattgold und -silber sowie von Zinnfolie. Bemerkenswert viele, nämlich 37 Rezepturen zur Herstellung von Metalltinten und von Gold- und Silberersatztinten sind in den verschiedenen Überlieferungen der Mappae Clavicula erhalten, die dem 9., 10. und 12. Jahrhundert entstammen. Bis auf wenige Nachklänge verschwand die Goldschrift dann im 13. Jahrhundert. Zu jenen späten Zeugnissen zählt beispielsweise das früher erwähnte Goldene Mainzer Evangeliar aus den Jahren um 1250,’ das ursprünglich dem Mainzer Domschatz (nicht der Dombibliothek) einverleibt war und nur zu Hochfesten liturgisch gebraucht wurde. Hundert Blatt dieses opulenten Codex sind – in symbolischer Anknüpfung an die großen Vorbilder ottonischer und salischer Zeit, wie das Goldene Evangelienbuch Heinrichs III. (1045/46; Escorial, Biblioteca Real, cod. vitr. 17) – durchgehend in Goldtinte geschrieben. Ein noch späterer Ausnahmefall ist das durchgehend in Gold geschriebene Prachtevangeliar des Johann von Troppau von 1368 (Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. Vind. 1182), das als Krönungsevangeliar für Herzog Albrecht III. von Österreich fungierte.


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