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Vorwort

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Der Gegenstand Buch blickt auf eine imponierende Geschichte zurück, die heute freilich im Konflikt mit der scheinbar übermächtigen Konkurrenz der elektronischen Medien ihrem Ende entgegenzugehen droht. Bücher werden mittlerweile nicht selten als Fossilien einer überholten, weil limitierten „Informatik“ abqualifiziert, wogegen die gegenwärtigen Kommunikationsstrukturen angeblich imstande seien, Informationen grenzenlos auszutauschen und zu verwalten. 1962 hat Marshall McLuhan in einer aufsehenerregenden Publikation mit dem Titel The Gutenberg-Galaxy eine erste mediale Revolution, die die spätere digitale Umwälzung ermöglicht habe, mit der Erfindung des Buchdrucks und der Herausbildung des „typographischen Menschen“ gleichgesetzt. Und er folgerte: „Der Wechsel der Formen oder Verhältnisse, die die üblichen Muster des Seh- und Hör-Erlebens bestimmen, schafft eine weite Kluft zwischen den geistigen Prozessen des mittelalterlichen und des heutigen Lesers.“ (Dt. Ausgabe 2011, S. 116)

Mit dem von Gutenberg Mitte des 15. Jahrhunderts etablierten Buchdruck mit beweglichen Lettern samt den Bildtechniken der Druckgrafik sah schon Walter Benjamin 1935/36 das Kunstwerk ins „Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ eingetreten, was den Verlust seiner Aura, der Faszination seiner „Einmaligkeit“, mit sich gebracht habe.

Die mittelalterliche und frühneuzeitliche Buchmalerei, die die überwältigende Schönheit ihrer Bilder, Ornamente und ihres Schrift-Layouts ebenso manuell bewerkstelligte, wie sie ihre Werkstoffe – kostbares Pergament, Gold, Silber, Purpur, leuchtende Farben – von Hand vor- und zubereitete, diese „Glanzzeit“ des illuminierten Buches besaß jene Aura noch im höchsten Maße. Die Magie, die diese Bücher einst ausstrahlten, üben sie noch heute ungebrochen aus, und zwar trotz der gegenwärtigen Medienkonkurrenz und trotz der elektronisch erzeugten Bilderflut, vielleicht sogar gerade wegen dieser „Inflation“. Und die altehrwürdigen Manuskripte dokumentieren, wie ganz anders ihre emotionalen und kognitiven Ziele beschaffen waren, die nicht zuletzt in der Schönheit ihrer Erscheinung und in der Art ihrer Bebilderung zum Tragen kamen.

Das vorliegende Buch will auch dem Nichtspezialisten die Begegnung mit dieser „Vor-Gutenberg-Galaxis“ ermöglichen, indem es hilft, die charakteristischen Eigenheiten der Buchmalerei, die wichtigsten Techniken, Gestaltungsmethoden und Aufgaben, somit auch das von der Gattung mitgetragene kulturelle Gedächtnis zu verstehen.

Obwohl analog zu den im selben Verlag erschienenen Bänden Malerei verstehen und Architektur verstehen keine chronologisch fortlaufende Stilgeschichte intendiert ist, werden sich dennoch die markantesten Entwicklungslinien einer solchen Historie abzeichnen – ja, aus sachbedingtem Grund ist ihnen dieses Mal sogar ein eigener Abschnitt reserviert.

Wie in den beiden genannten Titeln verzichte ich auch in diesem Band auf einen Anmerkungsapparat und eine ausführliche Bibliografie. Das Literaturverzeichnis beschränkt sich somit auf das thematisch Notwendigste (inklusive des Nachweises der wenigen Zitate). Die besprochenen Handschriften sind nur am Ort ihrer ersten Nennung mit der genauen Bibliothekssignatur gekennzeichnet. Die Lebensdaten der im Text erwähnten Personen finden sich im Register.

Buchmalerei verstehen

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