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I. Buchmalerei – Faszination und Geschichte

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Dante Alighieri vertritt in seiner in den ersten beiden Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts verfassten Göttlichen Komödie an vielen Stellen eine geradezu hymnische Ästhetik des Lichtes. Dazu gehört auch jene berühmte Passage im XI. Gesang des Purgatorio (Vers 80–81), in der der Dichter auf seiner fiktiven Jenseitsreise inmitten der Schar der Stolzen und Hochmütigen den Buch-, den Miniaturenmaler Oderisio da Gubbio trifft, der historisch zwischen 1268 und 1271 in Bologna nachweisbar ist. Dante begrüßt ihn auf dem Läuterungsberg als Meister „jener Kunst, die in Paris ‚Illuminieren‘ heißt“ („… di quell’arte, che ‚alluminar’ chiamata è in Parisi“). „Ridon le carte“ – „Es strahlen die Buchseiten“, ist weiter zu lesen. Gemeint sind das funkelnde Gold und Silber, ferner die koloristische Pracht von Initialen und Bildern, die in kostbaren Büchern des Mittelalters aufleuchten. Dante verweist auf die Kunst sowie die licht- und farbentrunkene Schönheit des Illuminierens (lat. aluminare bedeutet „erleuchten“). Er charakterisiert die am meisten ins Auge springende Erscheinungsweise der Buchmalerei. Nirgendwo sonst kam die mittelalterliche Farbkultur in derart vielen frisch gebliebenen Zeugnissen auf die Nachwelt wie im Schutz der Buchdeckel.

Kein Wissenschaftler scheint je die ungeheure Zahl illuminierter Bücher taxiert zu haben. Doch eines ist sicher: Wenngleich die erhaltenen Miniaturen nur einen verschwindenden Teil des einstigen Bestandes darstellen, bilden sie immer noch quantitativ – und oft auch qualitativ – den größten Teil der künstlerischen Hinterlassenschaft des Mittelalters und der frühen Neuzeit!

Buchmalerei verstehen

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