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Tinten

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Jean Tavernier

Jean Miélot war ein renommierter Übersetzer, Schriftsteller und Schreiber des 15. Jahrhunderts. Unter dem Burgunderherzog Philipp dem Guten und dessen Nachfolger Karl dem Kühnen arbeitete er als Sekretär. Die einfarbige Miniatur in den Miracles de Notre-Dame (Paris, Bibliothèque nationale de France, Ms fr. 9198, fol. 19r), entstanden um 1465 von der Hand des Jean Tavernier, zeigt Miélot bei der Arbeit im Atelier. Auf einem Regal des Schreibpults stehen Fläschchen, an Halterungen der Atelierwand sind präparierte Hörner zur Aufbewahrung von Tinten zu sehen. Miélot hat also stets zur Hand, was er braucht: Tinten, Farben, vielleicht Pinselgold – pulverisiertes, meist mit einer Pflanzen-Gummi-Lösung gebundenes Blattgold, das man mit dem Pinsel auftrug; auf dieselbe Art und Weise stellte man übrigens auch Pinselsilber her.

In der Geschichte der Buchmalerei waren neben rötlichen und äußerst haltbaren bräunlichen Tinten tiefschwarze Tinten in Gebrauch, aus Kienholz, mit Ruß versetzt – lichtecht, wasserlöslich, somit in Korrekurfällen mit einem Schwamm abwischbar. Die Eisen-Gallus-Tinte dagegen ist wasserfest, kann dafür ausbleichen und verursacht aufgrund aggressiver chemischer Wirkung oft den die Seiten zerstörenden Tintenfraß. Rote Tinte, eigentlich rote Farbe (Mennige), gebunden in einer Mischung aus Eiweiß und Gummi arabicum, wurde für Anfangs- und Schlusszeilen eines Textes und für die nach der Farbe Rot (ruber) benannten Rubriken verwendet, also etwa für Überschriften, Initialbuchstaben, Bilduntertitel, zur Hervorhebung der Nomina Sacra (heilige Namen), von Feiertagen in den Kalendarien (daher noch die heutige Bezeichnung: etwas rot im Kalender anstreichen). Welche Materialien der Schreiber auch immer verwendete, die Tätigkeit des Schreibens setzte ein enormes Maß an Konzentration voraus, Fehler ließen sich nur aufwendig durch „Rasuren“, also durch Abkratzen des falschen Buchstabens oder Zeichens, korrigieren.

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