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6 Wenn’s einfach klappt

Aufbau eines Klappmessers

Die Musterbücher der großen Messerhersteller aus dem 18. und 19. Jahrhundert zeigen Hunderte unterschiedliche Taschenmessermodelle: vom feinen Herrenmesser bis hin zu hoch spezialisierten Klappmessern für die Arbeit und die Jagd. Noch heute ist die Vielfalt an Modellen überwältigend. Klappmesser sind immer dann eine gute Wahl, wenn es auf ein kleines und unauffälliges Packmaß ankommt: Eine acht Zentimeter lange Klinge kann trotz vollwertigem Griff mit unter 11 Zentimetern »Hosensack-Länge« punkten. Unschlagbar. Bei entsprechender Konstruktion sind die Messer dabei auch besonders sicher zu transportieren, da die Klingenspitze und die scharfe Schneide in eingeklapptem Zustand vom Griff komplett »abgeschottet« werden. Im Vergleich zu feststehenden Messern sind Klappmesser aufgrund der zum Teil hohen Zahl an Bauteilen allerdings meistens etwas pflegeintensiver und auch nicht ganz so belastbar. Klappmesser unterscheiden sich grundlegend bei den Möglichkeiten zum Ein- und Ausklappen der Klinge. Das kann auf die traditionelle Art mit zwei Händen erfolgen oder, wie es seit den 1980ern immer populärer wurde, einhändig. Die typische Klingenausklapphilfe bei Zweihandmessern ist – neben einem weit aus dem Griff hervorstehenden Griffrücken – der sogenannte Nagelhau. Dabei handelt es sich um eine Kerbe in der Klingenflanke, die dem Daumennagel der zweiten Hand, welche die Klinge herausklappt, Halt gibt. Die meisten Schweizer Messer gehören diesem Zweihandtypus an, aber auch die klassischen Cowboy-Messer und Stillegenden wie das Buck 110.


Formvollendet: Der US-Hersteller Spyderco sorgte für einige der tiefgreifendsten Innovationen im Klappmesserbereich. Im Bild das Modell SwayBack mit Spyderco-typischem Daumenloch und Titangriff, der rückseitig einen Clip trägt (durch die Griffbohrungen ist der Taschenclip umsetzbar). Design: Marcin Slysz

Die Klingen von Einhandmessern wiederum können mit der Hand in Arbeitsposition gebracht werden, die das Messer hält. Das ist enorm praktisch. Von Beginn des 19. Jahrhunderts bis Ende der 1970er waren Automatikmesser das Mittel der Wahl, wenn es um die einhändige – und daher komfortable und schnelle – Einsatzbereitschaft von Klappmessern ging.


Vorbild Kino

Die wilden US-Kinohelden der 1950er-Jahre verhalfen den Automatikmessern schließlich zu größter Bekanntheit – und führten doch auch in gewisser Weise zu ihrem Untergang: Denn die rebellischen Darstellungen in den Filmen lösten Ängste und in der Folge strenge gesetzliche Regelungen zum Besitz von Automatikmessern aus. Automatisch oder durch Federunterstützung öffnende Messer gibt es heute natürlich immer noch. Häufiger sieht man jedoch mechanisch einfachere Messer mit Daumenloch, Pin oder Flipper. Sie kamen ab Mitte der 1970er auf.

Als Spyderco 1981 mit dem Worker ein Klappmesser entwickelte, das bis auf die bekannte Rückenfeder-Arretierung nichts gemein hatte mit den Klappmessern der damaligen Zeit, glich das einer Revolution. Denn das Worker glänzte gleich mit zwei Neuheiten: Die Klinge des Messers konnte mittels eines kreisrunden Ausschnitts in der Klinge (bis heute Spydercos Markenzeichen) einhändig herausgeklappt werden. Und zugleich konnte das Messer per Clip zugriffsbereit in der Tasche oder am Hosenbund befestigt und transportiert werden. Das Daumenloch wurde so typisch für die Messer Spydercos, dass es in stilisierter Form auch Teil der feststehenden Messer des Herstellers ist. In letzter Zeit immer häufiger sieht man auch nicht arretierende Klappmesser mit Einhand-Öffnungshilfe und Clip.

Messer für Frauen

Nicht nur behandschuhte Arbeiter, Farmer und Jäger gehörten zur Zielgruppe der Automatikmesser-Hersteller, sondern auch Frauen, speziell Näherinnen, die Messer für ihre Arbeit nutzten. Schließlich war es deren gepflegten und feinen Fingernägeln nun wahrlich nicht zuzumuten, sich mit Nagelhau und starker Rückenfeder abzugeben.

Handbuch Messer: 101 Dinge, die Sie schon immer über Messer wissen wollten.

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