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Eine »Nähmaschine« zum Abschied

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Und die Sache ließ sich zunächst ja auch gar nicht schlecht an. Bachmann leistete sich nur einen winzigen Nachlader beim ersten Schießen und legte auf der Strecke eine bärenstarke Vorstellung hin. Praktisch zeitgleich mit der französischen Vorzeigeläuferin Marie-Laure Brunet kehrte sie ins Ziel zurück. Beste Voraussetzungen also eigentlich für Neuner. Sie übernahm zwar in der Spur erwartungsgemäß sofort das Kommando. Doch schon beim ersten Schießen zeigte sich, dass ihr die Sicherheit der ersten WM-Hälfte abhanden gekommen war. Drei Projektile rauschten am Ziel vorbei. Ausgerechnet im Liegendschießen – jener Disziplin also, in der Neuner mit einer Trefferquote von 91 Prozent in dieser Saison zu den stärksten der Szene zählte. Das verlorene Terrain auf die führenden Teams aus der Slowakei und Frankreich hatte Neuner bis zur Rückkehr in den Schießstand schon wieder herausgelaufen. Dort allerdings unterlief ihr ein folgenschwerer Fehler. Statt im gewohnten Tempo zügig in die Anlage einzufahren, schlitterte Neuner hinter der betont langsamen Anastasia Kuzmina in den Stand. Als die 25-Jährige das Gewehr schließlich anlegte, war ihr Puls bereits unter jene Regionen abgesackt, in denen sie die Schießübungen normalerweise absolviert. Die Folge ist das berüchtigte Muskelzittern, das die Biathleten »Nähmaschine« nennen. »Eigentlich hatte ich von Beginn an eine«, sagte sie. Vier Fehler waren die Folge. Neuner musste in die Strafrunde, und das war ein Handicap, das auch für eine Ausnahmeläuferin nicht wettzumachen ist. Sie lief zwar bis zur Erschöpfung, am Ende schickte sie Gössner aber doch statt mit einem dicken Polster mit knapp elf Sekunden Rückstand auf die Runde.

Doch die 21-jährige Garmisch-Partenkirchenerin zeigte im bestmöglichen Moment, dass in ihr eben doch weit mehr steckt als eine bis dato unauffällige WM vermuten ließ. Mit zwei Nachladern beim ersten Schießen blieb sie der führenden Anais Bescond immerhin auf der Spur. Bei der Rückkehr an den Schießstand musste sie im Gegensatz zur zweimal patzenden Französin nur eine Extra-Patrone in Anspruch nehmen. Staunend verfolgten die 28.000 euphorisierten Fans im Stadion wie Gössner Schlussläuferin Andrea Henkel als Führende ins Rennen schickte. 17,5 Sekunden Vorsprung waren eine Vorgabe, die sich die Thüringerin nicht nehmen ließ. Mit all ihrer Routine räumte die 34-Jährige alle zehn Scheiben direkt ab. Die Schlussrunde wurde dank des Sicherheitsabstands zu den Verfolgern aus Frankreich und Norwegen zum großen Triumphzug. Selbst Männer-Bundestrainer Fritz Fischer ging auf der Strecke vor der vorbeigleitenden Henkel auf die Knie, die schließlich mit hoch erhobener Deutschland-Fahne das goldene Abschiedgeschenk für die scheidende Teamkollegin perfekt machte.

Und selbst Bundestrainer Uwe Müssiggang fand es eine nette Fügung, dass ausgerechnet die Vorläuferin bei diesem Goldcoup gepatzt hatte. »Die Lena hat so viele Rennen für uns gewonnen«, sagte der Medaillenschmied des DSV, »heute haben es einmal die anderen für sie gemacht. Das ist auch ein schönes Zeichen für die Zukunft.«

Wer hätte da schon widersprechen wollen.

Danke Lena

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